Natürlich künstlich

Zwei Biologen und ein Sommelier, alle unter 30, mischen mit einem Start-up in San Francisco die alte Weinwelt auf. Ihr Thema: Wein aus dem Labor. Hergestellt innerhalb von 15 Minuten. Ohne Trauben, ohne Gärung.

Tönt nach Science-Fiction, ist aber Gegenwart. Zumindest bei Ava Winery, der vor zwei Jahren gegründeten kalifornischen Firma von Alec Lee, Mardonn Chua und Josh Decolongon. Bouquet, Tannine, Abgang – alles nur noch eine Frage der richtigen Molekülmischung. Noch ein Jahr, dann sollen die Laborweine überall zu kaufen sein.

Natürlich künstlich: Die Bausteine für die synthetischen Labortropfen sind Wasser, Zucker, Aminosäuren, Aromen, Salz und Ethanol. Alles ganz sauber. «Wer nicht weiss, dass unser Produkt aus dem Labor stammt, würde nie auf die Idee kommen, dass es sich nicht um ganz normalen Wein handelt», behauptet Ava-Gründer Alec Lee. Erste Weinkenner durften bereits verkosten.

Lee argumentiert, dass viele Winzer bereits heute auf Hightech setzen würden. «Wenn wir ehrlich sind, ist der Grossteil des Weins sowieso schon manipuliert.» So würden Geschmacksstoffe oder Konservierungsmittel hinzugefügt.

Ob nun das Aus für die Traube gekommen ist, darf bezweifelt werden. Der Bericht aber von Kathrin Werner über das Labor-Trio und ihr Start-up ist absolut lesenswert (ab Seite 16).

Von moderner Biotechnologie zurück zum Handwerk der Winzer. An den Schweizer Weintagen in Basel, einer feinen kleinen Weinmesse mit vielen Schweizer Winzern aus den besten Regionen, haben wir sehr gute Weisse und Rote aus Baselland entdeckt. Der Bielersee und der Bordeaux- Jahrgang 2017 (St-Emilion und Pomerol) sind weitere Themen in diesem Heft, bei denen Weine mit Geschichte im Mittelpunkt stehen.

Wolfram Meister, Verleger und Chefredaktor

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