Miguel Torres Maczassek, Sohn von Waltraud Maczassek und Miguel A. Torres, ist seit acht Jahren Generaldirektor der international aufgestellten Torres-Gruppe. Letztes Jahr musste er aufgrund der Covid-Pandemie die Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen der 1870 gegründeten Kellerei absagen. (Foto: Alexandre James)


In der alten Weisheit stecke viel Wahres, sagt Miguel Torres. Klassische Sorten, bewährte Wege. Doch Neues ist für den Spanier kein Widerspruch, sondern notwendige Weiterentwicklung. Als seine Familie 1966 die ersten Cabernet­-Rebstöcke pflanzte, als der 1970er Mas La Plana, einer der ersten puren Cabernets Spaniens, in einer Ver­kostung namhafte Bordeaux schlug, waren dies Sensatio­nen. Nach und nach wurde das Programm ausgebaut. Die Reserva Real, aus Cabernet und Merlot komponiert, ent­stand nach dem Besuch von König Juan Carlos im Jahr 1995. Dass Torres’ Herz aber auch dem ganz Alten gehört, bewies er mit dem Grans Muralles, in dem neben Cari­ñena, Garnacha und Monastrell fast vergessene Sorten wie Garró und Querol stecken. Auch bei der Vinifikation lernt man in der Torres­-Kellerei im Penedès dazu – wie beim Chardonnay namens Milmanda. Weil die Hügel­kette die spanische Hitze blockiert, wurden Säure und Frische schon immer bewahrt. Inzwischen verzichtet die Kellerei aber teilweise auf den biologischen Säure­abbau, was die Finesse nochmals steigert – und weil auch Spontanvergärung praktiziert wird, ist bereits die Nase herrlich fein und komplex. Und erst der Mas de la Rosa: Der 2016er erstmals erzeugte Priorat-­Lagenwein wird aus dem Ertrag von über 80 Jahre alten Garnacha­ und Cariñena­-Reben gewonnen, wirkt aber alles andere als schwer, besitzt neben Tiefe auch Balance. Allzu viele Ecken und Kanten findet man in Miguel Torres’ Weinen zwar nicht, aber bezüglich Eleganz sind sie kaum zu schlagen.

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