Die Firma der Familie wird nicht aufgesplittet, sondern bleibt in ihrer Gesamtheit erhalten: je ein Drittel gehören den Geschwistern Gaia Gaja (38), Rossana Gaja (36) und Nachzügler Giovanni Gaja (24). Letzterer steckt noch mitten in der erweiterten Ausbildung in den USA, seine Rückkehr nach Barbaresco ist für 2018 geplant.

Dann vollzählig, wird das Trio die fünfte Generation Gaja verkörpern als eine der grossen Winzerfamilien der Welt, deren piemontesische Weinwurzeln bis ins Jahr 1859 zurückreichen. Als Giovanni Gaja, der Ur-Ur-Grossvater von Gaia Gaja, mit dem Abfüllen von Wein begann. Als alle Welt in Barolo investierte, er aber mit seiner Frau Clothilda Rey die besten Lagen in Barbaresco erwarb.

Angelo Gaja, der von 1961 an den Familienbetrieb leitete und inzwischen 77 Jahre alt ist, wird sich mit dem Generationswechsel ebenso wenig aufs Altenteil zurückziehen wie seine Frau Lucia. Das wäre nicht die Art der Gajas, denen Arbeit erstens Pflicht ist und zweitens sichtlich Vergnügen bereitet.

Das offizielle Bild der Winzerfamilie Gaja: Angelo Gaja mit seiner Frau Lucia, den Töchtern Rossana (rechts) und Gaia sowie Sohn Giovanni.

Lucia Gaja führt erfolgreich die 1977 gegründete Vertriebs- und Importgesellschaft Gaja Distribuzione, die unter anderem Riedel-Gläser in Italien vertreibt. Oder Weine von Gütern wie Vega Sicilia aus dem spanischen Ribera del Duero, Phelps aus dem kalifornischen Napa Valley oder von Lucien Le Moine aus dem Burgund importiert. Und Angelo Superstar? Er hat diesen Frühling auf 800 Metern über Meereshöhe am Ätna auf Sizilien 21 Hektaren Weinberge gekauft. Ein Projekt, das auf 20 Jahre angelegt ist, ein 50:50-Joint-Venture mit dem lokalen Winzer Alberto Graci, der seit zehn Jahren Weine am Ätna keltert. Im Mittelpunkt steht die Ätna-Sorte Nerello mascalese. Gaia Gaja: «Mein Vater ist begeistert von diesem Projekt in Sizilien, das er mit frischem, fast jugendlichem Elan angegangen ist.»

Gaja in Barbaresco, Castello Barbaresco

Pieve di Santa Restituta im Brunello-Gebiet

Derweil bringt die in der Weinwelt omnipräsente Gaia Gaja (nach ihr ist der Chardonnay Gaia & Rey benannt) die verschiedenen Gaja-Gewächse unter die weininteressierten Leute. Zu Hause in Barbaresco schaut Rossana Gaja (nach ihr ist der Chardonnay-Sauvignon Rossj-Bass benannt) dem Weingut, inzwischen verheiratet und mit zwei Kindern beschäftigt. Im Gaja-Keller amtet, das bereits seit ein paar Jahren, Alessandro Alborello, der lange Zeit Assistent des legendären Kellermeisters Guido Rivella war.

Gaia Gaja hat die gleichen blauen Augen wie ihr Vater Angelo Gaja. Dreht sich das Thema um Wein, sprudeln die Sätze nur so aus ihr heraus. Besonders bei einem Wein wird Gaia Gajas Gesichtsausdruck noch heiterer: dem Barbaresco – «der 1989er ist mein Lieblingswein».
(Foto: Gian Marco Castelberg)

Einer von Gaia Gajas Lieblingsweinen ist der Barbaresco des Jahrgangs 1989, und einen solch gereiften Wein lassen wir uns gerade einschenken. Ihm stellen wir ein zweites Glas gegenüber, einen 2014er Barbaresco, ebenfalls aus dem Hause Gaja, um zu vergleichen. Gaia Gaja mag subtile Weine in einem traditionellen Stil, wie etwa jene von Bruno Giacosa. Der Barbaresco 1989 begeistert, erinnert an viele Gerüche im heimatlichen Piemont. Der 2014er, für Gaia Gaja einer der besten Jahrgänge in der Barbaresco-Geschichte von Gaja, überrascht mit einer gesunden Reife, ist geschmeidig, würzig, frei von Härte und Bittertönen.

 

 

 

 

WEINE  GAJA