Unverkennbar Caramel! Häufig denkt man beim Prestige-Grauburgunder des steirischen Winzers Hannes Harkamp an gebräunten Zucker, findet solche Anklänge mal mehr im Duft, mal deutlich im Nachhall. Doch wer diese Note einfach auf den Ausbau im Holz, den biologischen Säureabbau oder die Reife zurückführt, greift zu kurz. Lässt sich jedenfalls nach einer Verkostung behaupten, die sich über fast ein Vierteljahrhundert spannte. «1985 wurde ausgepflanzt», erklärt Winzer Harkamp. Nicht etwa der so gern im Zusammenhang mit der Südsteiermark genannte Sauvignon blanc oder der ebenfalls populäre Chardonnay, sondern der hier vergleichsweise seltene Grauburgunder. Noch rarer ist nur der Muschelkalkboden der warmen Lage Oberburgstall, welcher die Aromatik entscheidend prägen dürfte; in warmen Jahren lagern die Beeren hier reichlich Zucker ein. Dazu kommt die Vinifikation, die Harkamp über mehr als ein Vierteljahrhundert immer wieder angepasst hat. Ganz früher, als noch Ruländer statt Grauburgunder auf dem Etikett stand, waren die Weine schlanker, getoastetes Holz spielte keine Rolle. Das änderte sich. «Wir belassen die Weine etwa ein Jahr in grossen und kleinen Holzfässern», erklärt Harkamp die heutige Situation. Getüftelt wurde auch sonst: Zwischen 1999 und 2006 machten alle Grauburgunder der Lage Oberburgstall den Säureabbau durch, ab 2007 erfolgt dieser Vinifikationsschritt nur noch teilweise oder gar nicht. Und ab 2011 wird die gesamte Partie konsequent spontan vergoren, was man an den Aromen merkt, aber auch an den paar Gramm Restzucker, die der 2011er aufweist. Stören tun die nicht, auch der Alkohol wirkt stets gut eingebunden. Und das Caramel macht nach einer Weile eh salziger Würze Platz, verleiht diesen Ausnahmeweinen zusätzliche Dimension.

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WEINE HANNES HARKAMP