1 Wie muss man sich Ihren privaten Weinkeller vorstellen?

Mein Weinkeller im Wohnhaus umfasst zwei Sektoren: zum einen die in Regalen liegenden Weine «bereit zu trinken» und dann «easy to drink». Für Gäste mit nicht zu hohen Ansprüchen. Dann habe ich einen Weinkühlschrank mit meinen Kostbarkeiten für besondere Anlässe. Meine eigenen Weine lagern im Keller des Weingutes.

2 Wo kaufen Sie für sich persönlich Wein ein?

Am liebsten beim Winzer, bei der Winzerin direkt. Oder bei deren Vertretungen. Hie und da auch im Detailhandel, da ich es spannend finde, was da so angeboten wird.

3 Haben Sie gewisse Wein-Vorlieben?

Pinot, Pinot und nochmals Pinot. Etwas Sangiovese, Nebbiolo und Bordeaux. Bei den Weissen: Burgunder, deutsche Rieslinge und Grüne Veltliner aus Österreich. Und natürlich Sauvignon blanc.

4 Welche Weine lassen Sie gerne links liegen?

Alle fetten und restsüssen Rotweine, zu alkoholische und üppige Weissweine. Ich liebe Filigranes, Spiel, Schwingungen und Komplexität.

5 Welche Flasche Wein hat Sie im Jahr 2020 besonders berührt?

Das tönt blöd, aber am meisten hat mich mein 2019er Eichholz berührt. Ist ja mein Kind …

6 Welches Weingebiet hat ursprünglich Ihre Liebe zum Wein geweckt?

Das Burgund. Da habe ich vor 29 Jahren den ersten wirklich wunder­ schönen Pinot getrunken, von Hubert Lignier. Der Wein hat mich durch seine Schönheit zu Tränen gerührt. Später waren es auch die Chardonnays aus der Côte de Beaune.

7 Gibt es im Restaurant eine Schmerzgrenze, was den Preis einer Flasche Wein betrifft?

Das hängt vom Anlass ab. Normalerweise nicht viel über 150 Franken. Hab aber auch schon einen Tausender springen gelassen. Aber nur in Gesellschaft von Leuten, die die Schönheit des Weines auch erkennen können.

8 Was ist Ihr bestes Smalltalk-Thema in Sachen Wein?

Wein ist wie Politik: Man weiss erst nach der Wahl, was er wert ist.

9 Tragen Sie eine Uhr?

Nein, ich habe ein Handy. Meine Uhr, mein Gedächtnis, mein Terminkalender, mein Kontaktbuch, meine Wissensquelle und mein Zeitvertreib, wenn ich mal warten muss.

10 Mit welchem Menschen würde Sie gerne in aller Ruhe einmal ein Glas Wein trinken?

Mit Gerard Depardieu. Wäre gewiss unterhaltsam.

11 Verwenden Sie privat verschiedene Gläser? Je nach Wein?

Ich habe ein Allround­-Glas, in welchem fast alles gut zur Geltung kommt. Für gereifte Pinots nehme ich ein bauchiges, gegen oben etwas verengtes Burgunderglas.

12 Haben Sie einen Hauswein?

Ja, meist meine eigenen. Es sind die Weine, die ich für Degustationen geöffnet habe.

13 Rauchen Sie?

Ja.

14 Sind Sie musikalisch? Gehören für Sie Musik und Wein zusammen? Gibt es zwischen Gehör- und Geschmackssinn eine Verbindung, eine Beziehung

Ohne Musik könnte ich nicht leben. Ich brauche sie wie den Wein. Musik schafft Stimmungen. Ein gutes Ambiente lässt den Wein schöner klingen und perfektioniert ihn. Allerdings höre ich bei Weinproben nicht Musik, vielmehr sehe ich Farben, Schwingungen, Formen und fühle Temperaturen.

15 Welche Webseiten mit Bezug zum Wein, welche Blogs lesen Sie?

Keine. Ich nutze die Zeit lieber in meinen Weinbergen, mit dem persönlichen Kontakt mit Winzern und ihren Weinen und male mir lieber mein eigenes Bild.

16 Sind Sie eher ein Sammler-Typ?

Nein. Weine sind zum Geniessen da, nicht um sie anzusehen oder präsentieren zu können.

17 Verbringen Sie Ferien am liebsten in Weingebieten?

Eigentlich immer. Dort, wo guter Wein entsteht, herrscht auch mein bevorzugtes Klima.

18 Welche Schweizer Weinregion ist Ihnen die liebste?

Natürlich die Bündner Herrschaft. Aber auch das Lavaux, die Region am Neuenburgersee und die Weinberge am Bielersee sind ausgesprochen schöne Gebiete. Bezieht man aber den Arbeitsaufwand im Rebberg mit ein, gewinnt eindeutig die Bündner Herrschaft.

19 Legen Sie zwischendurch Weinpausen ein, trinken gar keinen Schluck Wein?

Ja, so unter der Woche, jeweils zwei bis drei Tage.

20 Mit welcher Flasche Wein kann man Ihnen zum Jahreswechsel eine besondere Freude machen?

Mit einem Clos de la Roche von Hubert Lignier.

www.eichholz­-weine.ch