1 Wie muss man sich Ihren privaten Weinkeller vorstellen?

Klein, aber fein. Ich selbst habe nur ein kleines Kellerabteil, wo ich eher Weine lagere, die ich im Alltag trinken kann, sicher auch die eine oder andere schönere Flasche. Meine wirklichen Weinschätze liegen jedoch bei meinem Papa im Gewölbekeller, wo die Lager­bedingungen sehr viel besser sind – und ich nicht jeden Tag in Ver­suchung gerate, eine sehr gute Flasche einfach aufzuziehen.

2 Wo kaufen Sie für sich persönlich Wein ein?

In der Regel kaufe ich meine Weine je nach Herkunft bei den Lieferanten ein, die auf dieses Gebiet spezialisiert sind, oder direkt ab Weingut – ich bin oft und gerne unterwegs und besuche Winzer, vor allem um die Weine auch wirklich verstehen zu können, die ich trinke und mir zu Hause in den Keller lege.

3 Haben Sie gewisse Wein-Vorlieben?

Ich kann mich sicher am meisten für französische Weine begeistern, was von meinem ersten Sommelier­-Job in einem kleinen franzö­sischen Sternerestaurant herrührt. Als Deutsche liegt mir aber auch der Riesling sehr am Herzen.

4 Welche Weine lassen Sie gerne links liegen?

Ich bin keine grosse Liebhaberin von Sauvignon blanc, vor allem wenn er mit zu viel kitschiger Frucht daherkommt.

5  Welche Flasche Wein hat Sie im Jahr 2020 besonders berührt?

Meine Highlights waren die Weine vom Gut Möhr­-Niggli aus der Bündner Herrschaft, insbesondere der Pinot noir Pilgrim 2018. Dann von Mount Eden Vineyards aus dem Central Valley in Kalifornien der Chardonnay 2013 aus der Magnum. Den Pinot habe ich bei einem Be­kannten im Restaurant kennengelernt und war unglaublich beeindruckt vom Potenzial des Weins. Beim Chardonnay hat mich fasziniert, dass er so ganz anders war als erwartet – viel eleganter, vielschichtiger als vieles aus Kalifornien. Zwei wunderschöne Weine.

6  Welches Weingebiet hat ursprünglich Ihre Liebe zum Wein geweckt?

Der Rheingau. Nach dem Studium habe ich in Frankfurt im Event Sales gearbeitet, war dazumal nahe an der Weinbauregion dran und habe mich in diese Region und die Weine dort verliebt.

7  Gibt es im Restaurant eine Schmerzgrenze, was den Preis einer Flasche Wein betrifft?

Das kommt ganz darauf an. Wer trinkt den Wein, um welchen Wein geht es, beinhaltet die Wahl einen emotionalen Wert? Jemand, der keine besondere Affinität zum Wein hat, wird sicher weitaus weniger Bereitschaft zeigen, einen eher hochpreisigen Wein zu bestellen. Bei einem Weinliebhaber oder Sommelier spielt eine Rolle, ob es sich um einen Wein handelt, den man schon lange oder unbedingt einmal im Leben trinken wollte.

8  Was ist Ihr bestes Smalltalk-Thema in Sachen Wein?

Weinbauregionen, die man bereits einmal besucht hat. Man kann das Thema Wein mit der Landschaft, den Menschen, den Geschichten, die man dort erlebt hat, und eben auch mit spannenden Weinent­deckungen verbinden.

9  Tragen Sie eine Uhr?

Ja, eine Sportuhr.

10  Mit welchem Menschen würde Sie gerne in aller Ruhe einmal ein Glas Wein trinken?

Ganz ehrlich, am liebsten mit meinem Papa oder meiner Mama. Gerade wenn man beruflich viel unterwegs ist und viel arbeitet, verkostet man zwar viel, trifft viele Menschen aus der Weinszene, aber man hat meist zu wenig Zeit für seine Familie und Freunde. Daher schätzt man das irgendwann am meisten.

11 Verwenden Sie privat verschiedene Gläser? Je nach Wein?

Ich habe nicht allzu viele verschiedene Gläser. Ich benutze die Universal­ und Burgunder­-Gläser von Zalto, einfach weil ich die Form und die Haptik sehr schätze, und manchmal die Weisswein­-Gläser der Riedel­-Performance­Reihe.

12 Haben Sie einen Hauswein?

Nein, keinen speziellen. Ich probiere gerne unterschiedliche Sachen aus und öffne in der Regel eher spontan das, worauf ich gerade Lust habe oder was zu dem Essen passt, das ich an dem Tag zubereite.

13 Rauchen Sie?

Nein.

14 Sind Sie musikalisch? Gehören für Sie Musik und Wein zusammen? Gibt es zwischen Gehör- und Geschmackssinn eine Verbindung, eine Beziehung

Ich spiele kein Instrument, höre aber gerne Musik. Auch klassische Musik. Musik beeinflusst definitiv den Geschmackssinn. Ich hätte mir das nie vorstellen können, bis ich bei Krug zu Besuch in der Champagne war, wo Musik gezielt eingesetzt wird, um den Champagner in seinen unterschiedlichen Charakterzügen zu präsentieren. Eine wahnsinnig spannende Erfahrung!

15 Welche Webseiten mit Bezug zum Wein, welche Blogs lesen Sie?

Ich mag es, noch etwas in der Hand zu haben, sei es ein Buch, ein Magazin oder einfach ein Artikel. Nicht zeitgemäss, aber ich kann das, was ich lese, auf diese Weise besser abspeichern. Dennoch arbeite ich online mit Guild-Somm, einer Lernplattform, und lese auch meist den «Decanter» online.

16 Sind Sie eher ein Sammler-Typ?

Eher weniger. Ich lege mir schon ab und zu mal ein Kistchen oder zwei in den Keller, ich bin aber nicht unbedingt jemand, der hortet. Das kommt vielleicht, wenn ich irgendwann einen schönen geeigneten Keller habe und sicher nicht mehr umziehe.

17 Verbringen Sie Ferien am liebsten in Weingebieten?

Ich bin gerne in Weinbaugebieten unterwegs – die Landschaft ist sehr schön, die Menschen sind in der Regel sehr nett und meist gibt es in Regionen, in denen Wein hergestellt wird, auch etwas Gutes zu essen. Dennoch ist es manchmal auch schön, davon Abstand zu nehmen und zum Beispiel einfach die Wanderschuhe anzuziehen und in die Berge zu gehen.

18 Welche Schweizer Weinregion ist Ihnen die liebste?

Definitiv Graubünden.

19 Legen Sie zwischendurch Weinpausen ein, trinken gar keinen Schluck Wein?

Ich mache viel Sport und lerne auf meinen Master Sommelier, daher trinke ich gerade unter der Woche eher wenig Alkohol. Aber mir eine strikte Regel zu setzen, keinen Wein zu trinken, das mache ich nicht.

20 Mit welcher Flasche Wein kann man Ihnen zum Jahreswechsel eine besondere Freude machen?

Wahrscheinlich am ehesten mit einer schönen Flasche Champagner. Ich bin ein grosser Champagner­-Fan und freue mich immer über ein gutes Glas mit Bubbles.

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