QUINTARELLI KONTRA DAL FORNO:
EIN VERFÜHRERISCHER VERGLEICH

Leicht überspitzt formuliert, darf man den Amarone als rotes Pendant zum Pinot grigio sehen. Einen Wein, der vor allem von Leuten getrunken wird, die sich bei der Weinwahl ein bisschen schwer tun. Die sich im entscheidenden Moment an diesen «Wunderwein» halten, mit seiner Aromatik von überreifen, getrockneten Trauben, mit seinen weichen Tanninen, mit seiner eher tiefen Säure, mit seinem recht hohen Alkoholgehalt, der für eine samtige Textur sorgt und, immer häufiger, auch mit einer Spur Röstaromen aufwartet, die auf den Ausbau in Barriques verweist. Das hat alles seinen Preis, doch für einen Amarone legen Weinkenner und andere gerne ein bisschen mehr Geld aus.

Der Amarone und sein kleinerer Bruder, der Ripasso, beides Weine, die mittels der Methode des Appassimento, des Antrocknens der Trauben, hergestellt werden, sind inzwischen so populär, dass heute so viel produziert wird, dass der Valpolicella, ursprünglich wichtigster Wein der Region, fast ein bisschen ins Abseits geraten ist. Das Consorzio della Valpolicella sah sich deshalb genötigt, den Anteil der zu trocknenden Trauben für die Amarone-Produktion auf 50 Prozent des Gesamtertrags zu limitieren. Kein anderer Wein in Italien erzielt höhere Preise wie der Amarone (Ende 2014 € 9,50 pro Liter; Barolo € 7,30). Seit Ende der 1990er Jahre ist die Amarone-Produktion um das Zehnfache gestiegen, jährlich werden über 13 Millionen Flaschen verkauft (2012). Es gibt aber Beispiele grosser, komplexer Weine, die aufzeigen, weshalb der berühmte wie populäre Amarone della Valpolicella auch absolute Weinenthusiasten in aller Welt verzückt.

Die Weine Giuseppe Quintarellis und Romano dal Fornos gehören hier als Erste genannt – kein Wunder, werden ihre Amarone-Weine zu ähnlich hohen Preisen wie die Premiers Grands Crus aus dem Médoc gehandelt. Kleine Produktion und Qualitätsführerschaft in der Region sorgten für hohe Preise. Bei Quintarelli, dem profiliertesten Betrieb, um dessen Weine in den letzten 30 Jahren ein regelrechter Kult entstanden ist. Der Amarone von Quintarelli reift im Minimum sieben Jahre in grossen Holzfässern aus slawonischer Eiche, bevor an einen Verkauf gedacht wird. Der aktuell erhältliche Jahrgang ist der 2004er. Romano dal Forno war Giuseppe Quintarellis Schüler, der sich mit seinen in Barriques ausgebauten Weinen bald einmal einen ähnlich guten Ruf erwarb. Auch seine Weine kommen erst nach längerer Lagerung in den Verkauf, sind dann aber immer noch nicht trinkreif, im Gegensatz zu denjenigen von Quintarelli. Sein aktueller Amarone-Jahrgang ist der 2008er.

WEINE QUINTARELLI
WEINE DAL FORNO

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