Um den heissen Brei redet Sting (der Künstlername von Gordon Matthew Thomas Sumner) gar nicht erst herum. Ob er selbst mithelfe bei dem, was nun mal getan werden muss, wenn man Weinberge besitzt? Der Interpret von «Message in a Bottle» und «Englishman in New York», unter dem Pseudonym Sting berühmt geworden, scheint die Frage zu kennen. «Trauben ernten ist harte Arbeit, ich mache das so wenig wie möglich.» Olivenpflücken dagegen schätze er, sagt Sting, der nicht nur sein Weingut vorstellt, sondern auch drei Songs zum Besten gibt. Ein bisschen heiser scheint er an diesem Tag, vielleicht auch nur müde vom Flug aus New York.

Die Sache mit dem Wein hat schon Tradition für Sting und Gattin Trudie Styler. In die Toskana seien sie schon früher gereist, berichtet der ehemalige Frontman der Band Police. Toskana, das Stichwort, etwas anderes sei nie infrage gekommen. 1997 wurde es ernst, das Paar erwarb die Tenuta il Palagio, ein Landgut aus dem 16. Jahrhundert. Jede Menge Boden, Olivenbäume, auch Reben. Keine Geldanlage, sondern der Ort, an dem die Familie gern die Sommermonate verbringt. Schnell habe man allerdings gemerkt, dass die Verwandlung von Trauben in Wein nicht von selbst geschieht. Hilfe habe man benötigt und die ein paar Jahre später auch bekommen. «2007 war dann unser erster richtiger Jahrgang», sagt Co-Winzerin Styler. Trauben wurden und werden hinzugekauft, die Produktion konnte gesteigert werden. Irgendwann muss man auch beschlossen haben, dass Weine wie «Sister Moon» oder «Message in a Bottle» noch besser vermarktet werden sollen, warum nicht in Form einer kleinen Promotion-Tour, verbunden mit Konzerten? Die Produktion wolle er voranbringen, sagt Sting, der die Kellerfinessen längst dem Önologen Paolo Caciorgna übertragen hat und Wert legt auf eine ökologische, sogar biodynamische Bewirtschaftung. Aus Sangiovese, Merlot und Cabernet Sauvignon wird das rote Flaggschiff gewonnen, der «Sister Moon», rund zwei Jahre in Barriques ausgebaut, ein tadellos gearbeiteter Wein, gemessen an Qualität und Bekanntheitsgrad des Besitzers überraschend preiswert. Leichter zugänglich sind «Message in a Bottle», der aus Sangiovese, Syrah und Merlot komponiert wird, und der «Casino delle vie» – ausnahmsweise nicht nach einem Song, sondern nach einem Stück Land benannt, aus Sangiovese, Canaiolo und Colorino vinifiziert. Einen aus Vermentino und Sauvignon blanc gewonnenen Weisswein gibt es inzwischen auch, der Rosé ist neu, und für 2018 dürfte noch mehr zu erwarten sein. «Eine Überraschung», sagt Sting, der Winzer. Der ja nicht allein ist mit seinem Faible für Wein und Italien: Auch Ed Sheeran («Shape of you») könnte bald Wein im Angebot haben, schliesslich besitzt der Singer-Songwriter neuerdings ein Anwesen in Umbrien, Reben inklusive.

Apropos Gesang: Kann es sein, dass die Songs dem Reifeverlauf der Moste und Jungweine guttun? «Ob Musik auf den Wein Einfluss hat, weiss ich nicht», bedauert Sting. «Vielleicht macht es ihn besser, vielleicht schlechter.» Das Studio befindet sich jedenfalls oberhalb des Weinkellers, welcher selbst eine tolle Akustik haben soll. Manchmal gehe er auch runter zum Spielen, lächelt Sting. Oder sagt er es nur, weil er glaubt, man wolle es hören? Ach was, der Mann sieht einfach zu ehrlich aus. 2014 sei schwierig gewesen, erzählt er, das Wetter, der Mehltau. Man habe überlegt, ob man überhaupt Wein machen solle. Aber dann hat man sich dafür entschieden, und was herausgekommen ist, kann sich sehen lassen. So sehr, dass Sting längst vom Bierkonsumenten zum Weintrinker geworden ist. Sich ganz den Reben widmen will er erst mal aber nicht. «Ich muss nun zu meinem anderen Job gehen», verabschiedet sich der Sänger, dem seine Bekanntheit manchmal ein bisschen peinlich zu sein scheint. Ob er insgeheim davon träumt, sich in ein paar Jahren aufs Gut zurückzuziehen, sich nur noch mit Yoga und Sangiovese zu beschäftigen, muss einstweilen offenbleiben.

WEINE TENUTA IL PALAGIO