«Krachers Weine sind in der ganzen Welt begehrt und werden für ihre seidige Finesse und Ausgewogenheit ebenso bewundert wie für die Intensität ihrer süssen, honigartigen Fruchtaromen.» Das schrieb Eric Asimov im Dezember 2017 in einem Nachruf auf den legendären Winzer Alois Kracher in der «New York Times». Er lobte darin Kracher als visionären Winzer, dessen Süssweine massgeblich dazu beigetragen hätten, den internationalen Ruf der österreichischen Weinindustrie nach dem Wein­skandal von 1985 wiederherzustellen.

Asimov sah in Kracher aber nicht nur den begnadeten Weinmacher, sondern auch eine treibende Kraft. «Er begnügte sich nicht mit dem Erfolg seines eigenen Labels, sondern förderte unermüdlich andere österreichische Winzer und beriet jüngere Kollegen in Sachen Technik und internationale Vermarktung ihrer Weine. Aldo Sohm, der aus Österreich stammende Chefsommelier des New Yorker Restaurants «Le Bernardin», sagte im Nachruf: «Der Kerl war immer auf Hochtouren, sehr leidenschaftlich und eifrig. Ich sah ihn nie ruhig.»

Aldo Sohm lernte Krachers Sohn Gerhard 2004 kennen. Krachers waren auf dem wichtigsten Exportmarkt immer wieder auf Repräsenta­tionsreisen. Aus der Bekanntschaft wurde eine Freundschaft und seit 2009 und unter dem Namen Kracher & Sohm ist auch eine gemeinsame Weinlinie entstanden. Aus Weinviertler Veltliner­-Trauben stammt eine Serie repräsentativer österreichischer Weissweine.

Gerhard Krachers Weinlaubenhof am Neusiedlersee. Kernstück seines Weinunter­nehmens sind die grossartigen Süssweine. Ergänzend dazu kommen Weissweine mit Aldo Sohm und Rotweine mit den Genossenschafts­ Winzern Neckenmarkt. Plus das Fine­Wine­-Geschäft.

Dies ist nicht Krachers einzige Kooperation. Mit Jahrgang 2015 kamen die ersten Rotweine in den Verkauf, sie entstanden in Zusammen­arbeit mit der Genossenschaft Winzer Neckenmarkt. 100 Mitglieder be­wirtschaften 280 Hektaren und zählen somit zu den bedeutendsten Pro­duzenten im Mittelburgenland. Kellermeister Gerald Wieder und Gerhard Kracher haben sich zum Ziel gesetzt, Blaufränkisch zu keltern, «welche
die Opulenz der Sorte zeigt, diese aber in kühler Stilistik verbunden mit Eleganz». Die beiden Abfüllungen werden unter dem Namen Reunion Passion und Reunion Vision angeboten.

Mit den trockenen Weissen von Kracher & Sohm und den roten Re­union hat Gerhard Kracher sein Portfolio klug ergänzt.

Die Süssweine bilden aber nach wie vor das Kernstück des Weinunternehmens. Sie staffeln sich in Spätlesen, Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen, letztere unterteilen sich wiederum in «Zwischen den Seen» und «Nouvelle Vague». Unter der Bezeichnung «Zwischen den Seen» sind Weine im Angebot, die im Stahltank oder im grossen Holzfass ausgebaut sind. Der Name verweist auf die Herkunft, die Rieden zwischen Neusiedlersee und den kleinen Lacken. «Nouvelle Vague» umfasst die in neuen Barriques ausgebauten Gewächse.

Als Alois «Luis» Kracher begann, Süssweine wie in Sauternes aus­zubauen, war dies im Burgenland so neu wie in den späteren 1950er­Jahren die französischen Filme von François Truffaut, Jacques Rivette und Jean­ Luc Godard, deren Stil später als «Nouvelle Vague» bezeichnet wurde. Aus der Ernte 1995 füllte er 15 verschiedene Trockenbeerenauslesen ab und nummerierte sie zur Unterscheidung fortlaufend: je dichter der Wein, umso höher die Nummer. Die Kollektion aus dem Jahrgang 2017 ist um einen Drittel kleiner ausgefallen.

Nebst der Eigenproduktion aus den Rieden des Weinlaubenhofs und den Kooperationen mit den Neckenmarkt­-Winzern und Aldo Sohm hat Gerhard Kracher auch das Fine­-Wine­-Geschäft weiter ausgebaut. Es wird von Hans Martin Gesellmann betreut, der auch Autor der SCHWEIZERISCHE WEINZEITUNG ist, Schwerpunkt: Bordeaux. Im Angebot sind erstklassige Adressen aus dem Burgund, Deutschland, Spanien und Kalifornien, aber auch die Weine von Martha und Daniel Gantenbein aus Fläsch.

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