Offiziell eröffnet wird der «Alte Torkel» zwar erst im April, aber weinaffine Menschen haben die Weinwirtschaft in den Weinbergen von Jenins längst in Beschlag genommen. Julia und Oliver Friedrich war die Zeit der Vorbereitung wichtig, im «Torkel» sollte sich erst mal alles einspielen, deshalb haben sie ihr «Huus vum Bündner Wii» still und leise aufgemacht. Natürlich nicht unbemerkt. Premiere war der Abend des 21. Februar. Die ersten Gäste nahmen Platz im urtümlichen, hohen Raum mit der gut bestückten, hinterleuchteten Weinwand und der eindrücklichen Weinpresse aus dem Jahr 1722. Einige hatten sicherheitshalber Tische reserviert, wie die Jeninser Winzerprominenz: Annatina Pelizzatti, Irene Grünenfelder und Jan Luzi.

Die Küche von David Esser, zuvor Souschef im «Park Hotel Vitznau», soll mit den Weinen harmonieren. Deshalb werden ausgesuchte Tropfen, 20 offene an der Zahl, zu den einzelnen Gerichten empfohlen. Zum geschmorten Kalbsbäggli mit Kartoffelstampf oder zum knusprigen Schweinebauch mit Capuns ein Dornfelder von Jürg Obrecht (Fr. 7.–/dl). Zum gebratenen Wolfsbarsch mit Fenchel oder zur geschmorten Ofen-Rande ein Completer von Martin Donatsch (Fr. 22.–/dl). Zu Flammkuchen ein Pinot blanc von Hansruedi und Patrick Adank (Fr. 9.50/dl) oder ein Sauvignon blanc von Jürg Marugg (Fr. 12.–/dl). Zum Rindstatar oder zu den Schmorbratenravioli ein Blauburgunder von Hanspeter Lampert (Fr. 6.50/dl). Sehr sympathisch: das Schweizer Rindsfilet (200g) mit gerührter Polenta und Gemüsen ist für 49 Franken zu haben.

Im «Torkel» lassen sich die jungen, aktuellen Jahrgänge von weit über 70 Bündner Winzern entdecken. Dazu kommen jede Menge minutiös gesammelte ältere Jahrgänge, die bei perfekter Temperatur in Weinschränken liegen. Beim Pinot noir von Thomas Studach stehen 11 Jahrgänge zur Wahl, darunter auch Grossflaschen. Vom Pinot noir Unique von Martin Donatsch reicht die Jahrgangstiefe zurück bis 2001, bei den 9 Jahrgängen Monolith von Francisca und Christian Obrecht bis 2005. Die «Torkel»-Weinkarte umfasst insgesamt 800 Positionen und ist nach den Weindörfern Fläsch (15 Winzer), Maienfeld (19), Jenins (17), Malans (17), Landquart (2), Zizers (4), Trimmis (2), Felsberg (1) und Reichenau (1) geordnet. Traditionelle Halbliterflaschen (!) finden sich ebenso wie 11 Schaumweine der Region.

Junge, aktuelle Bündner Weine, dazu minutiös gesammelte ältere Jahrgänge sowie drei mit AT beschriftete Hausweine, Spezialfüllungen: Oliver Friedrichs Weinkarte umfasst 800 Positionen. (Foto: Hans-Peter Siffert / weinweltfoto.ch)

Eine Besonderheit sind die AT-Spezialabfüllungen, die drei «Torkel»-Hausweine von Oliver Friedrich. Den kompetenten, lockeren Weinfachmann, 2013 von «Gault- Millau» als «Sommelier des Jahres» ausgezeichnet, kennen Weinliebhaber aus seiner Zürcher Zeit als Restaurantleiter im «Mesa». Dann von Andreas Caminadas «Schloss Schauenstein» in Fürstenau, wo er bereits auf Bündner Weine setzte. «Friedrichs bestes Fass» werden die AT- Spezialabfüllungen genannt, von Jahr zu Jahr wechselnd, ein Schaumwein, ein Weiss- und ein Rotwein von einem anderen Weinmacher. Ist Friedrich vom Wein eines Winzers besonders angetan, wird jeweils von einem Fass gesondert der Hauswein gefüllt. Die aktuell für den «Alten Torkel» selektionierten AT-Weine sind: ein Schaumwein von Patrick Adank aus Fläsch (2015: Fr. 99.–), den es auch in der Magnum und Doppelmagnum gibt; dann ein Sauvignon blanc von Raphael Hug vom Scadenagut in Malans (2018: Fr. 89.–; grössere Formate: 150 cl, 300 cl, 600 cl, 900 cl, 1200 cl, 1500 cl) sowie ein Pinot noir der Obrechts aus der Jeninser Einzellage «Schatz» (2015: Fr. 109.–; grössere Formate: 150 cl, 300 cl, 600 cl, 900 cl, 1500 cl, 2600 cl).

Ein weiteres Bündner Highlight sind im «Torkel» die mit «Juwelen» betitelten 5 letzten Seiten der Weinkarte, eine Selektion exklusiver Einzelflaschen. Bei seinen Besuchen der Bündner Weinbetriebe fragte Oliver Friedrich die Winzer einzeln nach einem «Juwel» ihres Weinkellers, einer «Flasche, die es nirgendwo anders gibt», einem Wein, der eine persönliche Geschichte des Winzers erzählt, einem Unikat, das aus- schliesslich auf der Weinkarte des «Alten Torkel» zu finden sein soll. So sind 62 «Juwelen» zusammengekommen, darunter ein Pinot noir Amarone 1986 von Roman Hermann, ein Blauburgunder Barrique 1990 von Georg Schlegel, ein Cabernet Sauvignon 1995 von Ursina und Rudolf Wullschleger oder ein Completer 1983 von Gianni Boner.

Zum «Alten Torkel» gehören auch eine Pergola mit Terrasse und ein Saal im Dachgeschoss.

Kleiner Nachtrag: Die Lage des «Torkel» ist einmalig. Besonders bei schönem Wetter, wenn man draussen sitzen kann, an den Tischen auf der Terrasse oder in der vor der Sonne geschützten Pergola, mit wunderbarem Blick aufs Rheintal.

JENINS

FLÄSCH

MALANS

MAIENFELD

ADANK IN FLÄSCH

GRENDELMEIER, ZIZERS