Jüngst sorgte der Bündner Weinbauunternehmer Andrea Davaz mit der Akquisition von Rimuss und der Weinkellerei Rahm in Hallau im Kanton Schaffhausen für Schlagzeilen. «Mehr Saft für Rimuss», titelte die «NZZ» und nannte die Übernahme «eine mutige Expansionsstrategie». Mit Blick auf das entstandene kleine Weinimperium.

Winzer-Brüder unter sich: Andrea und Johannes Davaz in den Weinbergen von Fläsch. Seit Jahren gehen sie getrennte Wege, Insieme heisst ihr gemeinsamer schweizerisch- italienischer Wein, eine Assemblage von Pinot noir aus der Bündner Herrschaft und von Syrah aus der Toskana.
(Foto: Gian Marco Castelberg)

Rimuss ist ein schweizweit bekannter Brand mit einem alkohol­freien Schaumwein mit reichlich Potenzial in arabischen Ländern, der im Heimmarkt sicher auch dem Prosecco Konkurrenz machen könnte, und einem Kinderschaumwein von moussierendem Traubensaft. Wird am Namen Rimuss verständlicherweise festgehalten, wurde die Kellerei umbenannt und heisst nun neu Strada Weinkellerei Hallau. Die Stärke von Strada sieht Andrea Davaz in der Grösse und der Effizienz, ein Nachteil sei die fehlende Möglichkeit für Spezialitäten. Abhilfe wurde in diesem Punkt bereits geschaffen mit einer kleinen Beteiligung am bekannten Weingut Lindenhof in Osterfingen. Verstärkung fürs Team kam im Som­mer in der Person von Matthias Nigg aus Schaan in Liechtenstein. Der neue Betriebsleiter, ursprünglich Mikrobiologe, der nach einem Önologie­studium endgültig zum Wein wechselte, arbeitete zuletzt im spanischen Priorat bei Dominik Hubers Weingut Terroir al Limit.

Zurück nach Fläsch, zur Wümmet. «Normalerweise», erklärt Andrea Davaz, «dauert eine Ernte drei Wochen, beim Jahrgang 2018 war aller­dings alles anders.» Die Lese begann viel früher (20 Tage), und die ge­lesenen Trauben hatten Temperatur (30 Grad), mussten im Keller also gekühlt werden. Alles musste viel schneller eingebracht werden, was hiess: innerhalb von zehn Tagen. «Wir haben Tag und Nacht gearbeitet.» Aber das Ergebnis, die phänomenale Qualität der Trauben, beflügelte. Nach Gewicht lag die Ernte bei den Davaz-­Weinen bei 80 000 Kilogramm, bei den Von­-Salis­-Weinen viermal höher, bei 320 000 Kilogramm.

Andrea Davaz gründete 1994 mit zwei Freunden die Von Salis AG, die mit feinen Weinen aus der ganzen Welt handelt, zu der ein Kunden­geschäft in Landquart und eine Vinothek in Maienfeld gehört, mit über die Jahre stetig gewachsenem Sortiment. Zum Programm gehören eben­falls die italienischen Weine von Johannes und Kathrin Davaz und ihrem 24 Hektaren umfassenden Weingut Poggio al Sole. Vor allem auch die immer besser werdenden Salis­-Weine. Die Trauben dieser Weine bezieht Andrea Davaz von über 60 Rebbauern in Fläsch, Maienfeld, Jenins, Malans, Zizers und Trimmis und ihren gut 50 Hektaren.

Auf dem Gut von Andrea und Marianne Davaz mit Weinbergen zwischen Fläsch und Maienfeld arbeitet die dritte Generation bereits im Unternehmen mit. Luca Davaz war bei der Ernte in den letzten Wochen beim Einbringen für den Weissen zuständig, Tochter Rebecca schloss 2017 ihre Lehre als Winzerin ab. Dass das Weingut ein Familienbetrieb ist, zeigte sich auch am Weinfest im September in Fläsch, als alle mit viel Herz und vielen Händen dabei waren und zupackten.

Vom Betrieb in der Bündner Herrschaft will sich Andrea Davaz Schritt für Schritt zurückziehen, zugunsten seiner Kinder. Zwei bis drei Tage die Woche ist er jetzt schon in Hallau. Bei Rimuss, wo er Anfang der 80er Jahre eine Lehre als Weintechnologe absolvierte und Jahre später eine Zeitlang als Betriebsleiter tätig war.

WEINE VON SALIS

WEINE WEINGUT DAVAZ

WEINE POGGIO AL SOLE