Ein Pinot noir aus dem Aargau ist unser «Wein des Jahres». Das wird ein paar Weinliebhaber wahrscheinlich wundern. Und wäre auch bei uns mit einem Stirnrunzeln einhergegangen, hätte uns das vor ein paar Jahren jemand genauso vorausgesagt. Selbstverständlich haben wir immer mal wieder Feines und Schönes aus dem Aargau verkostet. Von Michel Jaussis Weingut zur Linde in Linn, von Andreas Meiers Weingut zum Sternen in Würenlingen. Als aber mit Tom Litwan ein neuer Name auftauchte, ein Winzer, der akribisch daran arbeitete, authentische Weine aus verschiedenen Reblagen rund um Schinznach zuerzeugen, kamen wir bei seinen Pinots aus Elfingen, Oberflachs und Thalheim echt ins Schwärmen. Seine Weine fanden relativ rasch Eingang in die Weinkarten der besten Schweizer Restaurants – wir sahen den Thalheimer Chalofe erstmals im Zürcher Restaurant «Josef» und notierten damals: «Ein Pinot burgundischen Formats.»
Seither verfolgen wir die Weine Tom Litwans und ihre Entwicklung mit grossem Interesse. Insofern war es keine sehr grosse Überraschung, zählt einer seiner Weine zu den allerschönsten Tropfen, die wir 2016 getrunken haben.
Selbstverständlich ist auch etwas Spielerei mit dabei, wenn wir Ende Jahr die schönsten Schweizer Weine, die wir degustiert haben, in eine Top-100-Liste zwängen. Wir haben den Versuch trotzdem wieder gewagt. Wohlwissend, dass ein solches Ranking gehörig Diskussionsstoff in sich birgt. Weine zu begutachten, zu bewerten und zu benoten, wird nie eine objektive Angelegenheit sein, ist vielmehr eine Momentaufnahme. Unsere Entscheidung, den Pinot noir Thalheim Chalofe 2013 auf Platz 1 zu setzen, sagt nebenbei auch etwas über die qualitative Entwicklung des Schweizer Weins aus: wie stark andere Regionen zugelegt haben.
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