Die exakte Berufsbezeichnung des Illustrators Helge Jepsen ist Diplom-Kommunikationsdesigner, abgeschlossen an der Folkwangschule in Essen, einer Stadt, mit der er sich bis heute eng verbunden fühlt. Jepsen, 1966 in Flensburg geboren und in Nordfriesland aufgewachsen, lebt und arbeitet in einer ehemaligen Pillenfabrik (Sanostol) in Essen.

Das handwerkliche Arbeiten mit Stiften und Pinseln und Acrylfarben beherrscht er aus dem Effeff, nur ist das eine Kunst aus alten Tagen, vergangenen Zeiten, die gerne verklärt werden, die aber niemand wirklich zurückhaben will. Auch wenn Jepsen allererste Skizzen, Vorzeichnungen noch immer gerne mit dem Bleistift zu Papier bringt, wird die schwarze Outline, eines der Markenzeichen von Helge Jepsen, am digitalen Zeichenbrett gezogen, danach Schicht gearbeitet. Das heisst: mit vielen einzelnen Ebenen, Schicht um Schicht. Mit Schattierungen, Farben, Hintergründen, Ambiente. Was mit viel Liebe zum Detail verbunden ist. Alles im Photoshop – «ein herausragendes Programm auch zum Zeichnen», wie Helge Jepsen erläutert. Dank den einzelnen Ebenen, dem Verlauf, lässt sich leichter, auch schneller etwas verändern.

Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» beschrieb Jepsens Illustrationen als «träumerisch-reale Zeichnungen». Die FAZ gehört ebenso zu seinen Kunden – für den Bund «Technik und Motor» zeichnet er wöchentlich das getestete Auto – wie viele Zeitschriften, von «Playboy» über Spiegel» bis Men’s Health» und «Stern». Für «Ramp» hat Jepsen Titelbilder, Reisereportagen (USA, Island) oder auch mal die berühmtesten Felgen in der Porsche-History illustriert. Für Shell, Aral, Toyota, Rotkäppchen Sekt, IWC, Veltins und viele weitere bekannte Firmen hat er gearbeitet. Und zwischenzeitlich immer wieder wunderbare Bücher veröffentlicht, die, heissgeliebt von Leserinnen und Lesern, erst Bestseller, dann Longseller wurden. Mit Titeln wie «Männerspielzeug» («Eine beinahe vollständige Sammlung lebensnotwendiger Dinge») oder «Männerspielplätze» («Eine beinahe vollständige Sammlung aufregender Aufenthaltsorte und der dazugehörigen Ausstattung»). Je ein Buch widmete er zudem den Spitznamen von 99 automobilen Klassikern und 99 automobilen Rennklassikern.

An die 80 Prozent seiner Arbeitszeit schenkt Helge Jepsen den Automobilen. «Meine Illustrationen sind allerdings keine Konstruktionszeichnungen», ergänzt er. Vieles sei stimmig und werde von ihm illustrativ zum Stimmen gebracht. Dass Helge Jepsen Benzin im Blut hat, wird niemand bezweifeln, der ihn kennt. Er liebt Autos (erstens: fahren, zweitens: fahren, drittens: zeichnen). Zu seinen persönlichen Schätzen zählt ein Reliant Scimitar GTE SE5a mit «Ford Essex V6 3 Liter»-Motor und der Chassis- Nummer 93X5398, ganz in Weiss, Jahrgang 1975.

Die «Dukes of Downtown» in Essen sind mit sein Kind. Das jährliche Autotreffen, das Oldtimer aus der ganzen Welt und andere Fahrzeuge mit grossem «Coolness»- Faktor und Seltenheitswert vereint, findet Ende August 2020 zum zwölften Mal statt. Motto: «In Rust We Trust.» Illustration auf dem «Dukes of Downtown»-Plakat: ein Toyota Corona Mark II Wagon («kann ja nix für seinen Namen»).

Beitrag bellevue.nzz