Schon der Name des Weines hat alles, was für eine Legendenbildung wichtig ist. Doch Friedrich Schillers Wilhelm Tell stand nicht Pate bei der Namensgebung von Urs Jauslins Premiumwein. Hohle Gasse heisst der Weg zu den Spitzenreblagen am Wartenberg südöstlich des historischen Dorfkerns von Muttenz, und dort wachsen die Trauben des Pinot noir «Hohle Gasse» des Weinguts.

Die Rebstöcke sind teils bis zu dreissig Jahre alt. Basis bilden zwar die Schweizer Pinot-Klone 2/45 und 10/5-5, doch seit der Jahrhundertwende kommen laufend immer mehr Burgunderklone dazu (115, 828, 918, 943). Die Folge davon sind Pinot noirs von stark burgundischem Charakter.

Für Furore sorgte der Pinot «Hohle Gasse» im Jahr 2012 – in der Nordwestschweiz hatte sich der Spitzenwein der Jauslins bereits seit längerem einen Namen gemacht – als am «Mondial du Pinot» in Sierre die drei Jahrgänge «Hohle Gasse» 2003, 2004 und 2005 dem Weingut den Weltmeistertitel unter den Pinot noirs einbrachten. Seither reissen sich Weinliebhaber und Spitzengastronomie auch ausserhalb der Region um die wenigen jährlich produzierten Flaschen.

Premiere hatte die «Hohle Gasse» mit Jahrgang 2002. Damals traf Jauslin mit seinem damaligen Mitstreiter Matthias Gubler – heute selbstständiger Winzer und bekannt für seine Bündner Pinots, insbesondere den Pilgrim (Weingut Möhr-Niggli, Maienfeld) – einen grundlegenden, wegweisenden Entscheid: «Wir probierten sämtliche Pinot-noir-Fässer der aktuellen Ernte, zwei davon gefielen uns ganz besonders gut. Wir beschlossen, die rund 300 Liter separat und unfiltriert auf die Flasche zu bringen.» Der erste Jahrgang ergab 400 Flaschen, vom aktuellen Jahrgang 2016 wurden 7000 Flaschen abgefüllt.

«Die ‹Hohle Gasse› reift immer zwölf Monate in Barriques. Dabei kommen vorwiegend französische Eichenfässchen zum Einsatz, von verschiedenen Küfern, Wäldern und mit unterschiedlichem Röstgrad»
Urs Jauslin, Winzer


Der Frühling 2019 markiert einen weiteren Meilenstein in der Erfolgsgeschichte des Weinguts Jauslin: der Cru «Hohle Gasse» wurde neu in die «Mémoire des Vins Suisses» (MDVS) aufgenommen, die Schatzkammer des Schweizer Weins, eine 2002 gegründete Vereinigung der Schweizer Winzer-Elite, die als wichtigste Plattform für den Schweizer Wein gilt.

«In erster Linie ist die ‹Hohle Gasse› immer eine Lagen- und Klonen-Selektion, dabei werden alle Klone einzeln vinifiziert. Im Keller wird dann nochmals nachselektioniert», erklärt Urs Jauslin. «Die ‹Hohle Gasse› reift immer zwölf Monate in Barriques. Dabei kommen vorwiegend französische Eichenfässchen zum Einsatz, von verschiedenen Küfern, Wäldern und mit unterschiedlichem Röstgrad.» Die Faustregel besagt, am besten sei es, für einen Jahrgang je ein Drittel neue, ein Drittel schon einmal gebrauchte und ein Drittel schon zweimal gebrauchte Fässer einzusetzen.

Seit 33 Jahren führt Urs Jauslin mit seiner Frau Regula das Weingut in Muttenz. Mit Adrian Jauslin, der berufsbegleitend eine Weiterbildung zum Weinbautechniker in Wädenswil absolviert, ist seit zwei Jahren bereits die fünfte Generation in den Familienbetrieb involviert. (Foto: Martina Meier)

Nach den degustierten zehn Jahrgängen wird klar, dass sich der jahrelang minutiös betriebene Aufwand gelohnt hat. Der Pinot «Hohle Gasse» zeigt in der Jugend schon eine intensive und vielschichtige, häufig burgundische Frucht, die Dichte ist beeindruckend. Weine aus klimatisch schwierigeren Jahren zeigen sich nach acht bis zehn Jahren in schönster Trinkreife, jene aus klimatisch guten Jahren kommen erst nach zehn Jahren in eine erste Trinkreife, offenbaren dank ihrer Dichte und Frische noch Potenzial für ein bis zwei weitere Jahrzehnte Lagerung.

Als «Grand Vin» definieren die Franzosen Weine, welche die Eigenschaft haben, mit der Reifung harmonischer, vielschichtiger, qualitativ besser zu werden. Der Pinot «Hohle Gasse» und der «Hohle Gasse» Grand Cru haben sich bei der Vertikaldegustation eindrücklich als «Grosse Weine» präsentiert.

SHORT FACTS
WEINGUT JAUSLIN

REBFLÄCHE 6,5 Hektaren
HOHLEGASSE Weg zu Jauslins Spitzenreblagen am Wartenberg süd­östlich des historischen Dorfkerns von Muttenz
ERSTERJAHRGANG 2002
REBSTÖCKE teils bis zu dreissig Jahre alt
MDVS-RITTERSCHLAG Der Cru «Hohle Gasse» der Jauslins wurde 2019 in die «Mémoire des Vins Suisses» (MDVS) aufgenommen, die Schatz­ kammer des Schweizer Weins
JAHRGANG 2018 «Im letzten Jahr kam alles zusammen, was ein Winzer zu Weih­nachten auf einem Wunsch­zettel notieren würden»

WEINE «HOHLE GASSE»

WEINE «HOHLE GASSE» GRAND CRU