Sie ist ihrem Vater aus dem Gesicht geschnitten. Die 84-jährige Mutter war Lehrerin und Gemeinderätin. Im Hause Mascarello sind Politik und Wein generationenübergreifende Themen. Maria Teresas Grossvater Giulio Cesare Mascarello hatte nach der Befreiung das Bürgermeisteramt von Barolo inne, ihr Vater bekannte sich öffentlich als Gegner Berlusconis. Seine eigenhändig gezeichnete Etikette mit der Aufschrift «No Barrique – No Berlusconi» hat in der Weinwelt die Runde gemacht. Im Verkostungsraum, der auch Büro und ein bisschen Wohnzimmer ist, hängt eine Bartolo Mascarello: Eigenwilligkeit als Markenzeichen «Meine Mutter ist besser in Form als ich», kokettiert Maria Teresa Mascarello. Die zierliche Tochter leitet seit dem Tod Bartolo Mascarellos im Jahr 2005 das Familiengut. Aufnahme aus dem Jahr 2002. Sie zeigt Bartolo Mascarello wie immer mit Schiebermütze, sitzend, weil ihn die Beine schon lange nicht mehr trugen, umgeben von seinen Altergenossen, alles verdiente Widerstandkämpfer. Sie hatten sich an der Eröffnung der Trüffelmesse in Alba zum Protest gegen die Anwesenheit von Gianfranco Fini versammelt. Andere zeigen ihn mit dem Cellisten Mstislav Rostropovich oder mit dem Slow- Food-Gründer Carlo Petrini. Wer etwas von ihm wollte, musste zu ihm kommen, ein Telefon gab’s in seinem Haus nicht. So weit geht die Tochter nicht, aber eine Website gibt’s auch bei ihr nicht.

Maria Teresa Mascarello studierte in Turin, interessiert sich für Jazz und Bücher; ein Leben als Weinproduzentin schien ihr in weiter Ferne. Doch sie ist ohne Geschwister. Dass sie 1997 in Vaters Reben zu arbeiten begann, bezeichnet sie heute als sentimentalen Entscheid; sie wollte nicht, dass die Arbeit ihrer Vorfahren in der Familie aufgegeben wird. Wer sie im Überkleid und in den Gummistiefeln zwischen Reben, Keller und Büro umherflitzen sieht, hat den Eindruck, dass es das Schicksal gut gemeint hat. «Es ist mein Mass», meint sie zur Betriebsgrösse, «fünf Hektaren, da kann man überall auch noch selber mitarbeiten, und das gefällt mir.» Den Stil des Hauses führt sie weiter: lange Maischegärung in Zementstanden, Ausbau in grossen Holzfässern, zusammenführen der verschiedenen Lagen in eine Abfüllung.

Bartolo Mascarello hätte allen Grund, die Schiebermütze vor seiner Tochter zu ziehen. Die Etiketten erinnern an seine letzten Jahre. An den Stuhl gebunden begann er zu zeichnen. Seine heiteren, farbenfrohen Bilder zieren die Flaschen.

WEINE BARTOLO MASCARELLO