Der Malcantone mit seinen 26 Dörfern reicht vom Lago di Lugano bis hinauf zum Monte Lema und gilt als Wiege des Merlots. Anfang des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1905, hatte der Mediziner, Politiker und Weinbauer Giovanni Rossi («Vater des Tessiner Merlots») als Erster begonnen, mit aus dem Bordelais eingeführten Merlot-Setzlingen zu experimentieren. Das unterhalb von Castelrotto in seinem Versuchsweinberg Vallombrosa, der heute von der Kellerei Tamborini bewirtschaftet wird. Schon zuvor, im Jahr 1900, hatte die kantonale Baumschule von Mendrisio in Frankreich 6400 Merlot-Stöcke bestellt und diese ab 1907 im ganzen Kanton Tessin verbreitet.
Vor 2000 Jahren, zur Zeit der Römer, soll im Tessin bereits Weinbau betrieben worden sein. Doch bis heute gilt der Merlot als historischer, traditioneller Tessiner Wein. Wenn er auch nicht mehr ausschliesslich reinsortig vinifiziert wird, im Trend liegen rote Assemblagen auf Merlot-Basis.
In den letzten 40 Jahren hat die konsequente und unermüdliche Qualitätssuche zu erfreulichen Resultaten im Malcantone geführt. Dank Winzern wie Christian Zündel, Daniel Huber, Eric Klausener oder Sergio Monti. Letzterer hatte das familieneigene, verwilderte Land in den Steilhängen der Ronchi di Cademario, hoch über dem Flugplatz von Agno, mit Reben bestockt. Was als Versuchkellerei begann – Sergio Monti war in erster Linie Bankdirektor in Lugano –, wurde über die Jahre hinweg zu einem Vorzeigebetrieb mit eindrücklichen Weinen: Rovere, Rosso dei Ronchi Malcantone oder Il Canto della Terra, einem reinsortigen Merlot-Cru, dessen Name eine Hommage an Gustav Mahlers Komposition «Das Lied von der Erde» ist.
In Cademario lud nun Sergio Montis Sohn Ivo, der seit 1985 Teil der Cantina Monti ist, zum ersten «Malcantone Top Wein Festival» ein. In den Garten des luxuriösen Hotels «Kurhaus Cademario». Dort zeigten sieben Winzer aus dem Malcantone (Rebfläche: 130 ha) unter Sonnenschirmen ihre Weine, mit prächtiger Aussicht und einem Gewitter als Abschluss. Eine spezielle Degustation, die den Winzern wie den Teilnehmern gefiel. 2019 soll es eine Wiederholung geben.
RISTORANTI IM MALCANTONE
Für Speis und Trank gibt es einen verlässlichen Führer («TESSIN GEHT AUS! 2018/2019»), in dem auch etliche entdeckungswerte Ristoranti im Malcantone empfohlen werden.
«GROTT DAL FUIN», AGNO
Im neu von Antonio Zappulla (Küchenchef) und Verusca Gelmetti (Gastgeberin) übernommenen Ristorante wird im Garten unter altem Baumbestand oder auf der lauschigen Loggia serviert.
Keine rustikale Grotto-Kost, sondern eine kreative Küche. Rana pescatrice (Seeteufel), serviert im Kochtopf an Safransauce mit kleinen Kartoffeln, Zucchini, getrockneten Tomaten und Taggiasca-Oliven. Weiter empfehlenswert: Gnocchetti di polenta, von flüssigem, warmem Provolakäse und etwas gehackten und getoasteten Nüssen bedeckt. Die Carta dei vini ist nach Rebsorten geordnet. Der Fokus liegt zu 90 Prozent auf Gewächsen, die aus Italien oder dem Tessin stammen.
Via Pezza 13, 6982 Agno
Fon 091 604 68 57
www.grottdalfuin.ch
«GROTTO ANTICO», BIOGGIO
Im Hochsommer, wenn alle unten am See in der Hitze schmachten, ist es hier traumhaft erfrischend. Man bestellt hausgemachte Mezzelune mit Taleggio und Feigen (spottgünstige acht Franken die halbe Portion). Oder hält sich an eine der mündlich vorgetragenen Empfehlungen von Chef Omar Martinelli. Die Weinkarte ist beachtlich sortiert, eine Cuvée Prestige von Cà del Bosco kostet 65 Franken.
Via Cantonale, 6934 Bioggio
Fon 091 605 12 39
www.grottoantico.ch
»GROTTO DELL’ORTIGA», MANNO
Eine der bekanntesten Adressen für authentische Tessiner Küche. Die von Brennnesseln (Ortige) einst überwachsene Ruine am Dorfrand hat Antonio Mazzoleni in ein pittoreskes Anwesen verwandelt. Aus der ehemaligen Werkstatt wurde eine gemütliche Stube mit offenem Kamin, aus dem Heuschober und dem Dachstock zwei Speisesäle und aus dem Innenhof eine lauschige Pergola mit 40 Plätzen. Gekocht wird nach den überlieferten Familienrezepten. Selbstverständlich gehört zum Grotto auch ein gut bestückter Weinkeller. Die Flasche Terraferma von Christian Zündel kostet 48 Franken, der Cresperino der Tenuta Bally & von Teufenstein ist für 37 Franken zu haben. Und den Grappa zum Espresso gibt’s für einen Fünfliber.
Strada Regina 35, 6928 Manno
Fon 091 605 16 13
www.ortiga.ch
»6805 LA PALAZZINA», MEZZOVICO
Im «6805» kocht Alessandro Fumagalli. Die A-la-carte-Auswahl findet auf einem halben A4-Blatt Platz: vier Antipasti, vier Primi, vier Secondi, Fleisch und Frosch. Ja, hier gibt es sie noch, die seltenen Froschschenkel. Nature, mit Petersilie oder mit Spezialcurry und begleitet von einem Carnaroli-Gran-Riserva-Safranrisotto.
Via Cantonale 1, 6805 Mezzovico
Fon 091 683 68 05
www.6805lapalazzina.ch
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