Weiter engagiert ist Breitschmid seit einem Jahrzehnt in der Gastro- und Hotelleriebranche, gemeinsam mit Heiri Michel aus Luzern und den Gebrüdern Fuchs im Tessin, als Mitgesellschafter bei der «Sinnvoll Gastro» mit gut fünfzehn Restaurants und Hotels in der Zentralschweiz und im Tessin.

Ueli Breitschmid lässt auch mit 75 Jahren nicht locker, bleibt ein Getriebener, der am liebsten ambitiöse Pläne verwirklicht. Im Mundhygienesektor genauso wie bei der Weinherstellung. Offenheit und Neugier sind die kennzeichnenden Merkmale seines erfolgreichen Tuns. Es mag heissen, Pünktlichkeit sei die Höflichkeit der Könige. Bei Ueli Breitschmid ist es seine Erreichbarkeit. Wohl einer Notwendigkeit geschuldet – während des Gesprächs, in dem er über knapp zwei Stunden leidenschaftlich und mitreissend von der Entstehung seiner drei Weingüter berichtet, macht er nebenher noch vier Telefonate.

Ueli Breitschmids Geschichte beginnt überraschend: Eher beiläufig und zufällig sei er vor 20 Jahren erst zum Landbesitzer und daraus resultierend zum Weinproduzenten geworden – gleich in zwei Ländern. Mittlerweile ist auch noch Spanien dazugekommen. Alle drei Adressen dürfen sich sehen lassen: Meggen am Vierwaldstättersee, Avola in der Provinz Siracusa in Sizilien und Tabuenca in der Provinz Aragón in Spanien.

In Meggen gab es damals an schöner Aussichtslage ein grosses Stück Land mit altem Mehrzweckgebäude in der Landwirtschaftszone zu kaufen. Ueli Breitschmid griff zu, mit dem Ziel, darauf ein Haus für seine Familie zu bauen. Auflage aber war, weiterhin Landwirtschaft im Vollerwerb zu betreiben. Die ursprüngliche Idee eines Wohnhauses wurde fallengelassen, stattdessen startete man mit Weinbau, biologischem, auf 1,5 Hektaren. Heute umfasst das Bioweingut Sitenrain Weingärten von insgesamt 4,5 Hektaren und ist zu einem Begegnungsort für Wein-, Kultur- und Genussinteressierte geworden, mit eigenem Musikfestival und weiteren Veranstaltungen. Biologischer Weinbau in der Innerschweiz galt damals als grosses Risiko, auch weil es punkto pilzwiderstandsfähiger Sorten (PiWi) noch keinerlei Erfahrungen gab. Etwa Solaris, Maréchal Foch oder Cabernet Cortis, die aufgrund der Empfehlung eines Bioweinbauern aus dem Baselland gewählt wurden. Aber sie überzeugten in ihrer Aromatik und eigneten sich wegen ihrer Widerstandsfähigkeit für den biologischen Rebbau mit minimalem Pflanzenschutzaufwand.

In der gleichen Zeit, ebenfalls vor etwa 20 Jahren, erwarb Ueli Breitschmid von einer sizilianischen Adelsfamilie, den Lutris, in der Provinz Siracusa im Südwesten der Insel sieben Hektaren mit intaktem Landgut. Beinahe beschwörend riet damals eine lokale Weinbaukoryphäe, das Grundstück in der Gemeinde Avola unbedingt mit Reben zu bestocken, das Terroir eigne sich für allerbeste Tropfen. Also kümmerte sich Breitschmid um Pflanzrechte und begann nach und nach Weingärten anzulegen. Mittlerweile verfügt das Gut Palmeri über knapp 14 Hektaren, auf denen Sorten wie Grillo, Moscato, Chardonnay, Viognier, Nero d’Avola, Cabernet Sauvignon, Merlot und Syrah wachsen, zudem Marselan, eine südfranzösische Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Grenache. Wie in Meggen werden die Weine nach biologischen Grundsätzen erzeugt – Palmeri von Breitschmid war das erste Weingut Siziliens, das für seine Weine die IGP Avola erhielt.

Mit einem Schweizer Importeur vereinbarte man 2009 eine Zusammenarbeit: erstens für die Herstellung, zweitens für den Verkauf der Palmeri-Weine. Verantwortlicher Önologe wurde der Schweizer Alain Bramaz, der wiederum einen Kellermeister aus Spanien beizog, Jesús David Cuartero, um die Kellerkompetenz über die gesamte Ernte- und Einkellerungszeit sicherzustellen. Damals ahnte noch niemand, dass daraus eine langjährige Zusammenarbeit und Freundschaft entstehen sollte. Einhergehend mit der Gründung einer dritten Kellerei in Spanien, in Tabuenca, in der DO Campo de Borja.

In dieser traditionsreichen Weinbauregion östlich von Zaragoza gehören der Familie von Jesús David Cuartero ausgedehnte Weinberge auf 700 Metern über Meer. Das hochwertige Traubengut von 50 Jahre alten Reben ging jeweils an einen der wenigen Produzenten der Gegend, der es auch für den Wein Alto Moncayo verwendete, einen reinsortigen Garnacha-Wein, der weltweit Bekanntheit erlangte, als zwei Jahrgänge in Robert Parkers «Wine Advocate» mit der Höchstnote geadelt wurden: 100 von 100 Punkten. Seither ist Weinliebhabern die DO Campo de Borja ein Begriff.

Die beiden Familien, Breitschmid-Heiniger und Cuartero de Tabuenca, gründeten 2012 die Bodega Palmeri Sicilia. Gewieft und erfahren in Marketingbelangen, empfahl Ueli Breitschmid diesen Namen – auch der wohl renommierteste Rotwein Spaniens trägt das Wort «Sicilia» in seinem Namen, wenn auch aus anderen Gründen – bei Vega Sicilia bezieht er sich auf eine ehemalige Kapelle dort, die der heiligen Cäcilia gewidmet ist. Die Ziele bei Palmeri Sicilia, aktuell werden 12 Hektaren bewirtschaftet, sind hochgesteckt, was die Weinqualität anbelangt. Diesen Frühling ist der bedeutendste Wein der Kellerei lanciert worden, aus Trauben, die früher im Alto Moncayo gelandet waren. Sein Name: Adán, Jahrgang 2015.

BIO-WEINGUT SITENRAIN

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