Ganz neu ist das, was Fromms präsentieren, nicht, es ist vielmehr die Weiterentwicklung einer Idee von Georg Fromm senior. Für seinen Blauburgunder aus der Lage Schöpfi wurde er 1912 an der «Schweizerischen Fachausstellung für das Gastwirtschaftsgewerbe» in Zürich mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Vor 15 Jahren nahm Georg Fromm, in vierter Generation, den Faden wieder auf und begann, die unterdessen mit Burgunder-Klonen bestockte Schöpfi-Lage separat zu keltern. In den folgenden Jahren kamen die Einzellagenabfüllungen Selvenen, Fidler und Spielmann dazu und nun, mit Jahrgang 2018, die vorläufig letzte mit Namen Michel.
Die Parzellen liegen alle im Westen des Dorfes. Sie unterscheiden sich durch Bodenstruktur, unterschiedliche Klone, Alter der Reben, Mikroklima. Seit 30 Jahren arbeitet Georg Fromm mit Ideen des biodynamischen Landbaus und folglich auch ohne Herbizide und Pestizide. Zur Revitalisierung der Böden tragen auch auf die Parzellen abgestimmte Einsaaten mit dem Zusatz effektiver Mikroorganismen bei. Seit 2015 sind Fromms Weine, die ausschliesslich aus den eigenen Trauben gekeltert werden, biozertifiziert. «Es braucht viele Jahre und entsprechend Geduld, bis all die grossen und kleinen Veränderungen auch im Wein den Ausdruck finden, den man sich erhofft. Doch das Keltern nach Lagen ist das Schönste und auch das Herausforderndste, was es in meinem Beruf gibt», sagt Georg Fromm nach seiner 50. Ernte. Für die 2018er war Neffe Walter Fromm zuständig. Der hatte nach einer Bäcker- und Winzerlehre in Wädenswil Önologie studiert und baute anschliessend in der Toskana das Weingut Vignano auf. In dieser Zeit fand Walter Fromm auch gefallen an der Beratung für biologischen Weinbau und war in dieser Funktion während zweier Jahre für Delinat tätig, einen der marktführenden Bioweinhändler Europas. 2015 entschied er sich, das Weingut zu verkaufen, kehrte mit seiner Frau und den drei Kindern in die Schweiz zurück und stieg bei Onkel Georg ein, verantwortlich für Rebberge und Keller. Ende 2019 wählte ihn der Bündner Regierungsrat zum Leiter der Fachstelle Obst- und Weinbau am Plantahof und damit zum Nachfolger von Rebbaukommissär Hans Jüstrich. Mit der Wahl eines Spezialisten für biologischen Rebbau scheinen die kantonalen Behörden ein Zeichen zu setzen. Der Branchenverband Graubünden Wein hatte vorgespurt, 2016 rief er die Arbeitsgruppe Biovision ins Leben, und diese verkündete bald schon ihre ambitionierten Ziele: Bis ins Jahr 2020 sollten 80 Prozent der Bündner Rebflächen herbizidfrei und 60 Prozent biozertifiziert sein beziehungsweise sich in der Umstellung befinden. Davon ist man heute noch weit entfernt. In Malans sind heute 47 Prozent ausgewiesen, in Maienfeld 24 Prozent, in Jenins 16 Prozent, in Fläsch 3 Prozent und in Zizers 2 Prozent. «Das grösste Hindernis sind die alten Denkmuster», glaubt Walter Fromm. «Die nachrückende Generation ist aber flexibler und verfügt über grössere Vorkenntnisse.» Fromm sieht seine Aufgabe weniger am Schreibtisch als im Weingarten. Da will er, bei Bedarf, seine Kenntnisse und Erfahrungen einbringen. Auf den eigenen Wein muss er trotzdem nicht ganz verzichten, er kann dies auf dem Weingut Grappolo Felice im piemontesischen Cassine tun, an dem er beteiligt ist.
Seine Nachfolge in Malans wird Cédric Werner antreten, er war bisher bei der Altstätter Weinkellerei Haubensak tätig. Georg Fromm wird also nochmals in die Hosen steigen müssen. Die Geschäftsleitung liegt bei Sohn Marco, der 2015 aus Neuseeland in die Schweiz zurückgekehrt ist. Seinem grafischen Flair verdanken die Weine die neuen Kapseln, sie machen bei den Lagenabfüllungen den Namen Fromm sichtbarer.
«2018 ist ein Superjahr, besser kriegt man es nicht hin», sagt Georg Fromm. «Der pH-Wert, die Säure, der Alkoholgehalt, alles passt zusammen. Wichtig dafür war, dass nicht zu spät geerntet wurde.» Die Pinot noirs aus den Ein- zellagen wurden – wie alle Weine – spontanvergoren und variieren zwischen 12,5 und 13,5 Vol.-% Alkohol. Von der Ernte der sechs eigenen Hektaren und den zugekauften Trauben werden in Malans jährlich rund 35 000 Flaschen gekeltert, und wenn alles nach Plan läuft, wird in diesem Jahr der Spatenstich für den Bau des von Peter Zumthor geplanten Kellers in Angriff genommen. Damit ginge Fromms langgehegter Wunsch in Erfüllung.
«Das Keltern nach Lagen ist das Schönste, gleichzeitig das Herausforderndste, was es in meinem Beruf gibt»
Georg Fromm
2018 VILLAGE
Weingut Fromm,
Malans
100 % Pinot noir
Eigene und zugekaufte Trauben aus den Lagen Ratschelga und Selvenen Kalkstein, Schiefer und Lehm als Unterlage Schweizer und Burgunderklone
Ertrag: 700 bis
800 Gramm pro m2 Holzfassausbau,
anschliessend für drei Monate in alten Barriques
Abgefüllt im August 2019
Produktion: 10 000 Flaschen
12,7 Vol.-%
Kirschrot. Dezent, feine Würzigkeit, frische Frucht. Im Antrunk frisch, feines Tannin, saftig, schöne Länge, kühle Eleganz, wird noch zulegen.
17/20 trinken –2025
2018 SCHÖPFI
Weingut Fromm,
Malans
100 % Pinot noir
Trauben aus der Parzelle Schöpfi, mit Selvenen die westlichste Lage Boden mit Schiefer, Lehm und Sand
17-jährige Burgunderklone
50 % Stielanteil
13 Monate Ausbau in Barriques
Produktion: 900 Flaschen
13,6 Vol.-%
Helles Kirschrot. Dezente, tiefgründige Nase, reife Beerigkeit, würzig, kühl. Geschmeidiger Antrunk, feinkörniges, sich von A bis Z durchziehendes Tannin, kühl wirkende Rauch- und Röstnote, langes, straffes Finale, kompakt, zugleich graziös, animierend, vibrierend.
19/20 trinken –2028
2018 SPIELMANN
Weingut Fromm
Malans
100 % Pinot noir Trauben aus der Lage Spielmann
Boden mit Humus, Schiefer und Lehm
13-jährige Burgunderklone auf schwachen Unterlagsreben
100 % entrappt
13 Monate Ausbau in Barriques
Produktion: 600 Flaschen
13,2 Vol.-%
Dunkles Kirschrot. Mittlere Intensität, dezente Beerigkeit, etwas pfefferig, mineralisch. Straffer Antrunk, markierende Säure, leicht trocknendes Tannin, Gewürznelken, etwas streng wirkend und trocknend im Finale, schlank wirkend, strukturbetont, noch ungestüm, Flaschenreifung brauchend.
17/20 2021–2028
2018 SELVENEN
Weingut Fromm
Malans
100 % Pinot noir Trauben aus der alles in allem rund 12 Hektaren grossen Lage Selvenen Boden mit Schiefer, Magnetit und Kalkstein
Je 50 % 49-jährige Schweizer Klone und 22-jährige Burgunderklone
13 Monate Ausbau in Barriques zu 10 % in neuem Holz
Produktion: 5000 Flaschen
13,4 Vol.-%
Kirschrot. Verhaltenes Bouquet, leicht reduktiv, frisch wirkende Beerigkeit, kräuterig. Mittlere Fülle im Antrunk, präsente, gut eingebundene Säure, leichte Kirschen- und Himbeernoten, saftiges, noch etwas streng wirkendes Finale. Ein warmer Pinot noir.
18/20 2021–2027
2018 FIDLER
Weingut Fromm,
Malans
100 % Pinot noir
Trauben aus der Lage Fidler Boden mit Kalkstein, Schiefer und Lehm
39-jährige Schweizer Klone
13 Monate Ausbau in Barriques
Produktion: 900 Flaschen
13,3 Vol.-%
Helles Kirschrot. Mittlere Intensität, helle Fruchtnoten, Kirschen, vielschichtig ausgewogen. Kraftvoller Antrunk, kompakt, gut eingebundenes Tannin, noch vom Holzfassausbau geprägt, frisch und straff, langes, komplexes Finale, bereits exzellent in der Harmonie.
18/20 trinken –2030
2018 MICHEL
Weingut Fromm,
Malans
100 % Pinot noir
Trauben aus der Lage Michel Boden mit Humus, Schiefer und Kalkstein
19-jährige Schweizer Klone
30 % Ganztraubenvergärung
13 Monate Ausbau in Barriques
2018 erstmals produziert: 1200 Flaschen
13,5 Vol.-%
Kirschrot. Verhalten, nach Belüftung feine Würze, noch verdeckte Beerigkeit. Eher schlanker, direkter Antrunk, Cassiston, Bitternote im weich wirkenden Mittelteil, leicht staubiges, erdiges und leicht pelziges Finale, abwarten, ist noch vom Ausbau geprägt.
17/20 2021–2027
Erhältlich bei:
Martel, St. Gallen, Zürich
www.martel.ch
Paul Ullrich, Basel, Zürich
www.ullrich.ch
Secli Weinwelt, Buchs
www.secli-weinwelt.ch
Cultivino, Bern
www.cultivino.ch
Vinothek Brancaia, Zürich
www.vinothek-brancaia.ch
Siebe Dupf Kellerei, Liestal, Basel
www.siebe-dupf.ch
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