Das Weingut Mandia Vell im östlichen Teil der Sonneninsel ist eines der ältesten Landgüter Mallorcas. Im Jahr 1263 erstmals schriftlich erwähnt, sorgt in jüngerer Geschichte der deutsche Winzer Thomas Wambsganss für viel frischen Wind auf dem traditionsreichen Weinbaubetrieb. Nicht zuletzt dank seinen einzigartigen Steinzeugflaschen, in die er seinen Sauvignon blanc, Chardonnay und Pinot noir sowie seine Tinto-Cuvée füllt. Weil er das Gefühl hat, dass der Wein in Tonflaschen besser vor negativen Einflüssen von aussen geschützt ist. «Steinzeug ist absolut lichtundurchlässig und bewahrt vor starken Temperaturschwankungen.»
Drei Monate war Mallorca im Corona-Schlaf. Dann öffnete Spanien die Grenze. Die Sorgen sind trotzdem geblieben. Fürchtete man sich vor nicht allzu langer Zeit noch vor allem vor den Massen, folgt nun die Angst vor der Leere. Gedämpft ist die Stimmung auch bei den Winzern. Weinbau ist zwar als Teil der Landwirtschaft systemrelevant, es durfte also in den Weinbergen gearbeitet werden. Aber 70 Prozent von Mallorcas Weinproduktion werden auf der Insel verkauft. Der fehlenden Kundschaft wegen sind die Keller entsprechend voll. Und die nächste Ernte beginnt bereits im August.
Aber durch die Krise entmutigen lassen sich die Winzer und Weingutsbesitzer nicht. Ob auf der Bodega Son Mayol von Gregory Hirschmann mit der französischen Önologin Marie Barbé. Ob bei 4kilos Vinícola der beiden Winzer-Künstler Francesc Grimalt und Sergi Caballero. Ob auf dem Weingut von Toni Gelabert. Oder auf der Finca Ses Talaioles. Schliesslich hat Mallorca als Weingebiet in den letzten zwei Jahrzehnten qualitätsmässig eindrücklich zugelegt. Gut 70 ambitionierte Weinbetriebe gibt es. Auf insgesamt etwa 2500 Hektaren wird Weinbaubetrieben und zu 80 Prozent werden Rotweine gefüllt.
EIN PFÄLZER AUF MALLORCA: MANDIA VELL
Die Tongefässe, in welche die Weine der Bodega Mandia Vell gefüllt werden, sind nicht die einzigen Details, die aufhorchen lassen.
Auch die Geschichte des Gutes – sie reicht noch über die Zeit der Reconquista des 13. Jahrhunderts hinaus – und der Chef unterscheiden Mandia Vell von vielen anderen Betrieben. Thomas Wambsganss stammt aus einer alten Pfälzer Weinbauernfamilie, leitete fast ein Jahrzehnt das Inselweingut Castell Miquel, machte sich dann aber selbstständig. Biologische Bewirtschaftung, eigene Schafe, alte Obstsorten: Hier geht es natürlich zu – und international. Die Weine werden aus Chardonnay, Pinot noir, Syrah, Merlot, Tempranillo und Cabernet Sauvignon ausgebaut, besitzen aber einen ganz eigenen Charakter. Sind würzig, kraftvoll, direkt und erdverbunden – das Gegenteil von Mainstream.
2018 CHARDONNAY
Mandia Vell,
Manacor, Mallorca
100 % Chardonnay
Frisch, offen, Aromen von Birnen, kühle Pfirsiche, Ananas, Karambole, später auch ganz leicht cremig. Interessante Chardonnay-Interpretation, frisch mit attraktiver Säure und Würze, gute Balance, dezent tropische Eindrücke im kühlen, animierenden Nachhall.
17/20 trinken –2022
2016 CUVÉE TINTO
Mandia Vell,
Manacor, Mallorca
Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot
20 Monate Barriquelagerung
Offene Frucht, Blaubeeren, Brombeeren, Himbeerbonbons, aber auch Asche, Kakao, Kieselerde und Leder. Im Mund warm, würzig, deutlich Alkohol, würziger Nachhall, kraftvoll, alles andere als elegant, aber mundfüllend und nachhaltig.
17/20 trinken –2023
Erhältlich bei:
Globalwine, Zürich
www.globalwine.ch
MARIE BARBÉS GEHEINMISSE: BODEGA SON MAYOL
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