Bereits in jungen Jahren wusste HE Dausch genau, dass Skilehrer sein Traumberuf ist. Mehr eine späte Berufung war seine zweite grosse Leidenschaft, das Weinmachen. Bis zum Skilehrer und zum Winzer war es für den Fachwirt einer deutschen Bank allerdings ein weiter Weg.

Beim Skifahren lag es an den winterlichen Ferien in Churwalden und in Tschiertschen, bei den Jägers und Engis in der Schweiz, die den damals 9 Jahre alten Hans Erich beim Schneesport mit Holzlatten vom Skilehrer- Beruf träumen liessen. Ein Skilehrer in Valbella war damals sein grosser Held. Das war im Jahr 1973.

Beim Wein begann es mit einer trockenen Weissburgunder-Spätlese von Hans-Jörg Rebholz, die das Leben des Filialleiters der Sparkassenfiliale Siebeldingen auf den Kopf stellen und für immer verändern sollte. Rebholz weckte in Dausch eine enorme Begeisterung für den Wein. Das war im Jahr 1989.

Seit Anfang Dezember ist HE Dausch zurück im Schnee, zusammen mit seiner Lebenspartnerin Jutta Seeland wieder in Arosa. Viereinhalb Stunden Fahrt sind es vom deutschen Zuhause bis ins Bergdorf im Bündnerland. In seiner «Uniform» – knallgelbe Hosen, hellblaue Jacke – ist HE Dausch nun auf den ersten Blick als Skilehrer zu erkennen. Seine Slalom-Rennski, Nordica Dobermann, sind eingefahren. Da härter als normale Ski, sagt er, müsse man für sie wirklich parat sein.

Als er noch in Diensten eines deutschen Geldinstitutes stand, war es für Dausch mitunter nicht einfach, seine Idee, wie er den Winter verbringen will, zu verwirklichen, die Zeit für die Berge freizuschaufeln. Er versuchte Gratifikationen und Weihnachtsgelder in Ferien umzuwandeln, machte Vertretungen. Irgendwann war dann aber genug, legten die Vorgesetzten ihr Veto ein. Dausch durfte für einen Winter nicht mehr nach Arosa. Was HE Dausch nur bestärkte, den eingeschlagenen Weg fortzusetzen, auf Wein und Skifahren zu setzen. 2009 kündigte er bei der Bank.

Vom elterlichen Winzerbetrieb mit Schnapsbrennerei, den sein Bruder Gerold leitet, durfte Dausch eine Hektare für sich abzweigen – vier Weingärten für vier Pinots noirs: Herrschaft, Eschbacher Hasen, HE und L’Artiste. Das wirtschaftliche Risiko liegt, wie die Ernte auch immer ausfällt, ganz bei HE Dausch. Seinen Bruder hat er vertraglich abgesichert und bezahlt ihn für die Bewirtschaftung des Weinbergs. Gerold Dausch vinifiziert selber keine Weine mehr, verkauft seine Trauben an andere Winzer.

Die vier Weine von HE Dausch kommen in den Kellern des Weinguts Knipser in Laumersheim in die Fässer, 60 Kilometer entfernt von Eschbach, reifen dort in edlem Holz der Tonnellerie François Frères. Ein Jahrgang ergibt alles in allem zwischen 3500 und 3800 Flaschen, die ihren Preis haben, diesen aber wert sind. Deshalb ist jeweils schnell ein Jahrgang ausverkauft. Vom L’Artiste 2018, der stolze 248 Euro kostet, gibt es keine einzige Flasche mehr. «Die Basis von HE fängt dort an, wo andere längst aufgehört haben, qualitativ wie auch preislich», schrieb der «Gault- Millau» letztes Jahr. Und im «Vinum Weinguide Deutschland 2021» lässt sich nachlesen: «Pinot noir ist eine Diva. Irgendwie trifft das auch auf Hans Erich Dausch zu, ohne dass es auf seine Weine abfärbt. Sie sind unangestrengt, nonchalant, ruhig, als ob es nichts Leichteres gäbe. Nicht Ronaldo, eher Messi.»

«Alltagsweine sind nicht mein Ding. Wir wollen ausschliesslich brillante Weine machen, rote Spitzengewächse aus der Sorte Pinot noir»
Hans Erich Dausch

Alltagsweine sind nicht das Ding von HE Dausch. «Wir wollen ausschliesslich brillante Weine machen», sagt er. Und meint damit rote Spitzenweine aus der Sorte Pinot noir. «Den trinke ich für mein Leben gern.» Für ihn muss guter Pinot seidig und geschmeidig sein. Eleganz und Finesse sollen über übertriebener Dichte stehen. Ein Vorbild ist ihm der grosse Henri Jayer.

Leben kann Dausch von seiner Liebhaberei nicht, aber er ist glücklicherweise ein gefragter Weinberater geworden. Half auf dem Weingut Bernhard Koch (Hainfeld, Pfalz), unterstützt weiterhin Weingüter wie Uli Metzger (Grünstadt, Pfalz) oder Corvers Kauter (Oestrich-Winkel, Rheingau) – Corvers Kauter wurde im «GaultMillau»- Weinguide 2020 als «Aufsteiger des Jahres» gefeiert.

Das Etikett der HE-Weine ist dem Wappen mit den drei Bächen seiner Heimatgemeinde Eschbach nachempfunden. In Übergrösse ist es bei ihm daheim in Landau über dem schwarzen Ledersofa an die Wand gemalt. Zu finden sind die Dausch-Weine im Elsass, bei Carole und Pascal Bastian im «Cheval Blanc» in Lembach oder bei Yannick Germain in der «Auberge au Bœuf» in Sessenheim (mit schöner Jahrgangstiefe). Selbstverständlich im Skigebiet Arosa-Lenzerheide («Mottahütte») oder in den Restaurants im «Tschuggen» und im «Waldhotel» am Ort.

Ideen hat HE Dausch noch viele. Eine davon möchte er im nächsten Jahr angehen: das Anlegen eines fünften Weingartens, allerdings mit französischem Pinot-Klon.

2015 HE PINOT NOIR HERRSCHAFT
Hans Erich Dausch
Landau
Offene, klare, mittelwarme Frucht, zunächst leicht röstig, dann süsse Kirschen, etwas Kirschkompott, Himbeeren, ganz leicht Trockenkräuter, Hauch Kandis. Im Mund zupackend, saftig, viel Frucht, für den Jahrgang ungewöhnlich pikant, saftig, animierende Säure, fest und überraschend lang, süsse Röstwürze im recht langen Nachhall, insgesamt sehr stimmig.
17/20 trinken –2027

2015 HE PINOT NOIR ESCHBACHER HASEN
Hans Erich Dausch
Landau
Viel verschlossener als der Herrschaftswingert-Wein, Erbsen, Getreide, Kokos, rote Kirschen. Im Mund enorm zupackend, mit etwas dunklerer Würze als der Herrschaft, sehr straff, saftig, zupackende Struktur, für den Jahrgang sehr balanciert, bestens integrierter Alkohol, langer Nachhall, Potenzial für eine höhere Note.
18/20 2021–2030

2011 HE PINOT NOIR ESCHBACHER HASEN
Hans Erich Dausch
Landau
Eher verhalten, dunkle Würznoten, Kastanienschale, Hauch Colakraut, am zweiten Tag deutlich offener, Anklänge an Himbeeren. Im Mund zupackend, fest, würzig, für das Alter erstaunlich straff wirkend, animierende Säure, im Nachhall rote Kirschen, aber auch ganz leicht spröde wirkende Tannine, beachtlicher Nachhall, vielschichtig, nicht ganz einfach zu beurteilen.
18/20 trinken –2027

2017 HE PINOT NOIR
Hans Erich Dausch
Landau
Verhaltene, warme Frucht, Getreide, Maronikuchen, sich nach einer Weile deutlich öffnend, dann warme Himbeernoten zeigend, Getreidewürze verblassend. Im Mund kompakt, recht warmer Gesamteindruck, eher dicht als straff, viel Struktur und Extrakt, Kirschkompott und Himbeeren im Nachhall, warm, würzig, feste Tannine, lang, noch ganz am Anfang seiner Entwicklung.
18/20 2023–2032

2016 HE PINOT NOIR
Hans Erich Dausch
Landau
Feine, klare Frucht, süsse Kirschen, Himbeeren, Colakraut, Hauch Lakritz und Kastanie, spürbares Holz, aber sehr gut integriert, nach einiger Zeit in der offenen Flasche noch vielschichtiger, fruchtiger. Im Mund kraftvoll, fest, markante Säure, deutlich würziger Nachhall mit gut integrierten Tanninen, voller Spannung, lang und faszinierend.
19/20 2022–2033

2015 HE PINOT NOIR
Hans Erich Dausch
Landau
Zunächst verhalten, Anklänge an frische Maroni und Kokosnuss, auch etwas Zimt, Kirschen, Kirschkompott, warmes Himbeerkompott. Im Mund kompakt, dicht, aber dennoch mit viel saftiger Frucht, sehr animierende Säure, fester, saftiger Nachhall, der das Tannin völlig verschluckt, lang, aber nicht so finessenreich wie der Hasen-Wein desselben Jahrgangs.
18/20 2022–2030

www.he-weine.de

Erhältlich bei:
Matter, Samedan
www.danimatterweine.ch

Pinot & Friends, Muri
www.pinotandfriends.ch