Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem Beginn des Jeninser Ein-Frau-Abenteuers fand die Quereinsteigerin, dass es an der Zeit sei, auf den Werdegang des Rotweins der Spitzenklasse zurückzublicken. Was 1995 mit einem einzigen 500-Liter-Fass begonnen hatte, entwickelte sich nämlich schnell zu einem der namhaftesten Pinots der Bündner Herrschaft.

Doch mit Besitzstandswahrung, mit der schieren Erweiterung der Produktion konnte Irene Grünenfelder nie etwas anfangen. Im Laufe der Jahre tüftelte sie immer wieder am Ausbau, justierte alle erdenklichen Schrauben neu. Schon 1998 erfolgte die Umstellung vom 500-Liter-Fass aufs klassische 225-Liter-Barrique, zwei Jahre später führte die Winzerin eine kalte Vorgärphase ein, die freilich je nach Bedingungen des Jahrgangs unterschiedlich lange ausfällt. Die Burgunderklone bekamen immer mehr Bedeutung, und ab 2006 wird die Maische spontan angegoren. In einem späteren Stadium Hefe zuzufügen, ist für die Bündnerin ein probates Mittel, den von ihr gewünschten ebenso komplexen wie geradlinigen Stil zu perfektionieren. Genau der ist quer durch alle Jahrgänge und Entwicklungsphasen deutlich zu spüren – was als überraschendstes Ergebnis der Probe angesehen werden kann. Schon die Weine der Neunziger zeigten den eleganten Grünenfelder-Charakter, die typischen Cassisnoten waren mehr als einmal vorhanden.

Über die Jahre hat sich nicht nur der Wein, sondern auch das Etikett des Pinot noir Eichholz verändert.

Schon die Weine der Neunziger zeigten den eleganten Grünenfelder-Charakter, die typischen Cassisnoten waren mehr als einmal vorhanden.

Inzwischen sind weitere Schritte hin zur Perfektion vollzogen. Seit 2010 wird die Maische komplett in Holzstanden vergoren, ab 2011 sind Burgunderklone zu rund 95 Prozent im «Eichholz» vertreten, während der Ertrag Schweizer Klone unter dem Titel «Alte Reben» separat vermarktet wird. Nur das 1997er Experiment mit der komplett unfiltrierten Abfüllung wollte die Winzerin nie wiederholen: Zu unterschiedlich seien die Flaschen, und allzu unterschiedlich waren sie tatsächlich bei der Verkostung.

Die Versuche in biologischer Bewirtschaftung der Weinberge, 2014 begonnen, erfuhren im vergangenen Herbst übrigens einen Rückschlag: 2016 war kein ideales Jahr für jene, die sich auf ökologisch korrekte Behandlungsmittel beschränken wollten. Was nicht heisst, dass in dieser Hinsicht aller Tage Abend wäre. Sie wolle in diesem Bereich weiterarbeiten, versprach Irene Grünenfelder. Wer die Bündner Ausnahmewinzerin kennt, wird darauf schwören, dass die Phase des Tüftelns noch einige Zeit anhalten wird.

WEINGUT EICHHOLZ  IRENE GRÜNENFELDER
ADRESSE 7307 Jenins
FON 079 75 989 73
INTERNET www.eichholz-weine.ch
INHABER Irene Grünenfelder
KELLERMEISTER Irene Grünenfelder
GRÜNDUNG 1995
REBLAND 3,5 Hektaren, plus Traubenzukauf von 3 Hektaren
REBSORTEN Pinot noir, Pinot blanc, Sauvignon blanc, Chardonnay
WICHTIGSTE PINOT-NOIR-KLONE 115 und 9/18
PRODUKTION um 25 000 Flaschen

WEINE IRENE GRÜNENFELDER