1 Wie muss man sich Ihren privaten Weinkeller vorstellen?

Derzeit voller geöffneter Flaschen, es müssen Hunderte sein … Ich bin am Üben für den Master of Wine. Unter anderen Umständen bin ich eine sehr aufgeschlossene Weintrinkerin, da finden sich alte Morgon von Descombes bis zu Meursault der Domaine Roulot, lokale Schweizer Gewächse, eine relativ breite Palette.

2 Wo kaufen Sie für sich persönlich Wein ein?

Wo immer ich auf der Suche nach neuen Schätzen fündig werde.

3 Haben Sie gewisse Wein-Vorlieben?

Nicht wirklich. Wein muss Charakter haben. Das ist ein bisschen wie bei den Menschen. Ich bin gerne mit Leuten zusammen, die auch für etwas stehen. Wein muss nicht kompliziert sein, aber er muss eine Region oder deren Kultur abbilden.

4 Welche Weine lassen Sie gerne links liegen?

Viognier. Wenn er gut ist, ist es ein grossartiger, sogar umwerfender Wein. Wenn er schlecht ist, ist es schrecklich! Ich glaube, man kann auch erkennen, ob Trauben auf totem Boden wachsen. Sie sind einfach langweilig.

5 Welche Flasche Wein hat Sie im Jahr 2020 besonders berührt?

Ich schätze die Weine der argentinischen Bodegas Chacra, das sind grossartige Weine. Besonders der 2014er Cincuenta y Cinco.

6 Welches Weingebiet hat ursprünglich Ihre Liebe zum Wein geweckt?

Die Loire habe ich immer geliebt, ich bin besessen von Chinon. Aber die Geschichte von Bordeaux hat mich auch immer fasziniert. Ich bin ein richtiger History­-Freak und Bordeaux hat eine Menge Geschichten zu erzählen.

7 Gibt es im Restaurant eine Schmerzgrenze, was den Preis einer Flasche Wein betrifft?

Nein. Ich sehe Grenzen bei den Margen. Da ich weiss und einschätzen kann, was ein Wein im Einkauf kostet, und ich nicht bereit bin, einen massiv überhöhten Preis zu bezahlen. Es ist mir bewusst, was es heisst, in einem Restaurant die Balance bei den Preisen zu finden, aber einige Aufschläge sind absolut ungerechtfertigt. Was die zunehmend besser informierten Konsumenten auch merken.

8 Was ist Ihr bestes Smalltalk-Thema in Sachen Wein?

Kommt darauf an, mit wem ich spreche. Ich diskutiere gerne über Naturweine. Alle werden so hitzig bei diesem Thema. Mich fasziniert auch das Thema Klimawandel und Weinbau. Unsere Rolle dabei, in den Weingärten, bei der Herstellung von Wein.

9 Tragen Sie eine Uhr?

Nur bei der Arbeit. Ich liebe Vintage­-Uhren aus den 1950ern.

10 Mit welchem Menschen würde Sie gerne in aller Ruhe einmal ein Glas Wein trinken?

Mit meiner Mutter und meiner Schwester. Ich war schon lange nicht mehr zu Hause.

11 Verwenden Sie privat verschiedene Gläser? Je nach Wein?

Zwei Gläser von Zalto. Das Universal­ und das Bordeaux­-Glas.

12 Haben Sie einen Hauswein?

Ich habe immer einen Morgon Descombes und einige Weine aus der Bündner Herrschaft zu Hause. Zurzeit trinken wir aber viel aus Südafrika (Thorne and Daughters), da Covid die Branche und die Region hart getroffen hat und sie Unter­stützung brauchen.

13 Rauchen Sie?

Nicht mehr. Ich habe das Rauchen aufgegeben als ich meinen ersten WSET*­Kurs besucht habe. Ich wollte unbedingt verstehen, wie man degustiert, und habe deshalb aufgehört mit Rauchen.

14 Sind Sie musikalisch? Gehören für Sie Musik und Wein zusammen? Gibt es zwischen Gehör- und Geschmackssinn eine Verbindung, eine Beziehung?

Mein Vater war Musiker. Ich liebe Musik. Genau wie der Wein erzählt Musik eine Geschichte. Ich glaube fest daran, dass Musik einen Unterschied bei der Degustation machen kann. Es hat einen Zusammenhang mit der Konzentration und dem, was die Musik einen fühlen lässt.

15 Welche Webseiten mit Bezug zum Wein, welche Blogs lesen Sie?

Ich lese täglich Newsletter, um auf dem Laufenden zu bleiben. Für die Nachrichten aus dem Burgund lese ich Jasper Morris MW. «Vinous» für Jahrgangsberichte, «The Drinks Business» und «Meiningers» für allgemeine Branchennachrichten. Um nur einige zu nennen.

16 Sind Sie eher ein Sammler-Typ?

Ja und nein. Ich liebe reife Weine, respektive bei Weinen die Reifeentwicklung zu verfolgen. Aber ich bin nicht sehr geduldig.
Und um die gewünschte Menge reife Weine zu kaufen, fehlen mir die finanziellen Mittel.

17 Verbringen Sie Ferien am liebsten in Weingebieten?

Ja, unbedingt. Die ganze Familie geniesst Wein und Essen.

18 Welche Schweizer Weinregion ist Ihnen die liebste?

Graubünden. Da ich hier am meisten Zeit verbracht habe. Nächstes Jahr, versprochen, will ich mehr Zeit im Tessin verbringen. Da gibt es so viele entdeckenswerte Orte, die ich noch nicht besucht habe.

19 Legen Sie zwischendurch Weinpausen ein, trinken gar keinen Schluck Wein?

Beim Degustieren während der Arbeit spucke ich immer aus. Für den Master of Wine arbeite, lerne und übe ich sehr viel. Vor grossen Prüfungen entgifte ich mich, um den Gaumen frisch zu halten. Meine ganz persönliche Regel ist, immer mindestens drei Tage Pause zwischen den Weintagen einzulegen.

20 Mit welcher Flasche Wein kann man Ihnen zum Jahreswechsel eine besondere Freude machen?

Ich liebe Champagner. Mit einem 1992 Clos de Goisses von Philipponnat macht man mir eine Riesenfreude.

www.amandabulgin.com
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